Glück im Wienerwald

Gudrun Lerchbaum, Das giftige Glück
Haymon, 272 S.

Platz 10

Tödlicher Bärlauch: Gudrun Lerchbaum definiert Sterben neu.

Was passiert, wenn der euphorische Tod plötzlich im Wienerwald wächst? In Gudrun Lerchbaums »Giftigem Glück« passiert genau das: Ein Bärlauch-Pilzbefall versetzt die Wienerinnen und Wiener in Ekstase. Allerdings um einen hohen Preis – denn wer davon kostet, stirbt. Als Kiki, die ihre unheilbar kranke Freundin Olga pflegt, die 13-jährige Jasse im Wald trifft, passiert kurz darauf nur der erste von mehreren Todesfällen, und schon bald weiß man nicht mehr: War es Mord? War es Suizid?

Gudrun Lerchbaum schlägt auf unvergleichliche Art und Weise eine Brücke zwischen unterschiedlichen Genres, wenn auch der Mord an einer alten Bekannten Kikis im Vordergrund steht. Wie nebenbei streift sie in diesem tödlichen Roman Themen wie Sterbehilfe, Legalisierung von Drogen, Verschwörungstheorien und Pandemie und stellt dabei mit Pfiffigkeit und Witz gewichtige Fragen. Was passiert, wenn der glückliche Tod vor der Haustür liegt? Um welchen Preis würden Sie die schönste Droge der Welt ausprobieren? Und: Wen möchten Sie gerne loswerden? (Katia Schwingshandl)


Die Spuren der Toten

Mary Paulson-Ellis, Die andere Mrs. Walker
Argument, 452 S.

Platz 9

Diese Aufdeckungsgeschichte überzeugt mit literarischer Qualität.

In Edinburgh stirbt eine alte Frau in ihrer Wohnung, ohne etwas zu hinterlassen – außer etlichen leeren Whiskyflaschen und ihren Nachnamen. Gleichzeitig verkriecht sich in derselben Stadt die Mittvierzigerin Margaret Penny ausgebrannt und mittellos bei ihrer schweigsamen Mutter. Um sich über Wasser zu halten, begibt sich Margaret für die Stadtverwaltung und Nachlassregelung auf Spurensuche der Verstorbenen. Ausgehend von kaum vorhandenen Hinweisen in ihrer Wohnung und einem winzigen bekritzelten Zettel führt sie ihr Weg nach London und weit in die Vergangenheit. Mary Paulson-Ellis zeichnet auf mehreren, nicht chronologisch angeordneten Zeitebenen die düstere und beklemmende Geschichte einer Familie nach. Sie schafft dunkle Atmosphären, deutet an, lässt Leerstellen. Gekonnt und mit viel Fingerspitzengefühl ist ihr erster Roman nicht nur die Geschichte einer Aufdeckung, sondern vielmehr ein stiller, beängstigend finsterer historischer Roman voller angedeuteter Abgründe. (Karoline Pilcz)


Dritter Fall für Melia und Vincent

Horst Eckert, Das Jahr der Gier
Heyne, 432 S.

Platz 8

Ein komplexer Thriller über Wirtschaft, Finanzökonomie und Korruption

Ein englischer Journalist, überfallen in Düsseldorf, als er über den Finanzkonzern Worldcard AG recherchiert. Das Opfer schweigt, der Zeuge verschwindet. Dann müssen sich Melia Adan und Vincent Veih um zwei Morde kümmern, einer der Toten: ein Wirtschaftsprüfer. Sie stoßen auf eine Verbindung zum Briten. Welche Rolle spielen der Sicherheitsberater von Worldcard und dessen windiger Chef Marek Weiß? Und was haben so viele Politiker hinter den Kulissen mit Worldcard zu schaffen?

Dies ist Eckerts dritter Thriller mit Melia Adan, mit einer Ex-Terroristin, nunmehr gefragte Fotokünstlerin, als Mutter geschlagen, und Hauptkommissar Vincent Veih. Wieder einmal führt Eckert, ein gebürtiger Oberpfälzer, der seit Langem in Düsseldorf am Rhein lebt und ausnehmend produktiv ist, eindrucksvoll vor, dass ihm in diesem alles andere als simplen, im Gegenteil: im psychologisch komplex von ihm gestalteten Genre »Polizei-Wirtschafts-Thriller, in dem lebensweltlich präzise ermittelt wird«, hierzulande niemand etwas vormacht. (Alexander Kluy)


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