Kinder lieben es bekanntlich, wenn man sie kitzelt. Diese Krimis kitzeln die Nerven! Illustration: Jorghi Poll.
Eines Nachts, nachdem er heimlich einen spannenden Krimi gesehen hat, beschließt Emil: Er will auch einen schreiben! Akribisch macht er sich Notizen in einem Heft – doch dann nimmt ihm seine Lehrerin genau dieses ab. Und das ist nicht Emils größtes Problem: Er vermisst seinen verstorbenen Vater und er weiß auch, dass seine Mutter große Geldsorgen hat. Auszeit von seinen eigenen Sorgen hat Emil bei Karl. Der ist Besitzer eines Büdchens, ein kleines Lokal, wo man Zeitungen, Zigaretten und Kleinkram einkaufen kann. Dort lernt Emil auch Finja kennen. Und plötzlich geht es richtig rund in Emils Leben. Finja macht gerne Pläne – einen, um Geld für Emils Klassenfahrt aufzutreiben und einen, um sein Notizbuch wiederzubekommen. Und dabei machen die beiden eine Entdeckung, die tatsächlich kriminell ist. Jemand bricht in Karls Büdchen ein, und am nächsten Tag ist Karl selbst verschwunden. Und wie kommen bloß echte Diamanten in Überraschungseier? Wenn auch die Geschichte nicht unheimlich spannend geschrieben ist, so begeistert sie mit Tiefgründigkeit und ist unglaublich vielschichtig. Und immer wieder streut die Autorin nebenher ein wenig Allgemeinwissen zwischen die Zeilen.
Jutta Wilke, „Das Karlgeheimnis“ (Coppenrath)
Ill: Ulf K., 304 S.
Spannender geht es in einem Vorort nördlich von Hamburg zu, in dem nicht alles so verschlafen ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Unter jedem Dach verbirgt sich eine Tragödie. In Luckys Familie sind die Sorgen um seinen älteren Bruder Max groß, aber zumindest können die Familienmitglieder noch zusammen lachen. In Theos Familie ist das Lachen so gut wie abgeschafft. Die verhärmte Tristesse im biederen Einfamilienhaus macht dem ohnehin schon schüchternen Jungen zu schaffen. Der viel coolere Lucky kommt auch wesentlich besser bei den Mädchen an, auch bei Leni. Zumindest vorerst, denn als die verwöhnte Leni Luckys Bruder Max kennenlernt und er sie mit Drogen versorgt, ist Lucky abgeschrieben. Max ist ein Bad Boy – und Mädchen wie Leni stehen auf Bad Boys. Max ist es auch, der von Kommissar Lüttich gesucht wird. Der ermittelt an einem Mädchenmord. Im am Dorf angrenzenden Wald wurde die Leiche eines Mädchens gefunden und bald darauf eine zweite und eine dritte – alle genauso hellblond wie Leni. Faszinierend, wie es die Autorin schafft, auf trockene Art zu schreiben und es gleichzeitig darunter brodeln zu lassen. Garantiert wird bis zum Ende keiner erahnen, wer von den zahlreichen Protagonisten tatsächlich all die blonden Mädchen erwürgt hat.
Carmen Korn, „Die Vorstadtprinzessin“ (Rowohlt Rotfuchs), 352 S.
Wenn Colin für seine Eltern Pizzen ausliefert, tut er das in einem Trenchcoat und verteilt dabei Visitenkarten, »Colin Kingsley, Privatdetektiv. Code: Extra Anchovis«. Und tatsächlich werden eines Tages drei Pizzen mit extra Anchovis bestellt, doch der Auftrag erweist sich als äußerst seltsam. Kein Wunder – es ist ein Test des G.P.V., des »Goldenen Pfannenwender Verbands«, der größten Geheimorganisation von Gastronomie-Detektiven. Der Hintergrund: Gastronomieangestellte sind als Detektive besonders gut geeignet, da sie nah an Täter herankommen, jedoch dabei unauffällig bleiben. Colin besteht den Test mit Bravour. General Schlüssel ist begeistert und bietet ihm eine Ausbildung an, doch: Es ist kein ungefährlicher Job. Die Organisation arbeitet mit den mächtigsten Menschen dieser Welt zusammen. Auf Klassenfahrt in die ewige Stadt erfüllt er seinen ersten Auftrag: Operation Calzone. Unter dem Geheimnamen Mark Anchovi soll er im Auftrag der italienischen Regierung Pizzen an Alan Fresco ausliefern, der verdächtigt wird, das Gemälde »Mädchen mit einem Eichhörnchen« des Künstlers Leonardo da Quincy aus dem 15. Jahrhundert gestohlen haben. Das beschert Colins aufregende Tage zwischen Sightseeing-Klassenfahrt und dem aufregenden Leben eines Geheimagenten.
William Goldsmith, „Mark Anchovi, Pizzadetektiv“ (dtv)
Ü: Katja Frixe, 240 S