Lauren John Josephs Debüt erzählt mehr als eine queere Dreiecksgeschichte.


»Dies ist der Gesang, der dein Leben in Erinnerung ruft«, schreibt Erzähler*in und Trans*-Person JJ, die sich an ihren verstorbenen Lover Thomas James wendet. Sein Tod kam unerwartet und JJ kommt damit nicht klar – vier Jahre dauert es, bis JJ anfängt, das Geschehene zu verarbeiten und über ihr Verhältnis zu schreiben. Neben Geschichten über den Toten erfahren wir auch viel über die Hauptperson und ihre Abenteuer: Sie und Thomas lernen sich in London kennen, JJ befindet sich am Ende des Studiums, ihm eilt der Ruf des Schönlings und Widerlings voraus. Die beiden landen dennoch im Bett, seitdem ist ihre Beziehung ein einziges Hin und Her. JJ fliegt in den kommenden sechs Jahren mehrmals in die USA, um dort kreative Erfüllung zu finden, was durch Partys, Sex und Drogen nicht gänzlich gelingt. Als die Hauptfigur endgültig nach London zurückkehrt, erfährt sie aus heiterem Himmel, dass Thomas und Adam, JJs bester Freund, zusammen sind …

Autor*in und Performance-Künstler*in Lauren John Joseph zeigt im Debütroman »Wo wir uns berühren« eindrücklich das weite Spektrum queeren Lebens und Liebens von Millennials auf. Zudem reflektiert Joseph in essayistischen Passagen treffend über das Schreiben, Erinnern und die Tücken der Erinnerung in Zeiten des Internets. Außerdem thematisiert Joseph internalisierte Homo- und Transphobie von queeren Menschen, toxisches Verhalten, Rassismus und Klassismus. Ein relevanter queerer Coming-of-Artist-Roman – mit der ein oder anderen langatmigen Passage.

Lauren John Joseph
Wo wir uns berühren
Ü: Nikolaus Stingl
dtv, 464 S.