Podcast
Willkommen im Buchkultur-Podcast: Kulturjournalistin Petra Gruber lädt spannende Persönlichkeiten zum Talk in die Redaktion.
Ob Romane, Lyrik, Kinder- oder Sachbücher: So breit wie unser Magazin ist auch unser Podcast Tonspur BUCHKULTUR aufgestellt. Außerdem: Chefredakteurin Katia Schwingshandl berichtet in jeder Folge über Neuigkeiten aus den Redaktionsräumlichkeiten in der Wiener Eslarngasse.
Tonspur BUCHKULTUR wird auf Apple Podcasts, Pocket Casts, Spotify und Deezer veröffentlicht.
Folge 13 und Saisonfinale – Martin Peichl: Übers Verlieren das Glück gewinnen
Veröffentlichung: 3. Oktober 2024
Kaum war die Wiener Literaturmeile, das von ihm und Peter Clar organisierte, eintägige Literaturfestival auf der Zieglergasse, über die Bühne gegangen, stand schon das nächste Ereignis an: Martin Peichls neuer Roman erschien. In »Es sind nur wir« (Haymon), dem zweiten Roman des ehemaligen Lehrers, begegnen wir einer sympathischen Prepperin in einem Bunker, einer Füchsin und einem notorischen Overthinker in einer Welt kurz vor der nächsten Katastrophe. Woher kommt die Weltuntergangsstimmung? Im Gespräch entdecken Petra Gruber und Martin Peichl so einige Gemeinsamkeiten – etwa ihre Liebe zu Skurrilem oder die Angewohnheit, besondere Sätze in Büchern zu unterstreichen – und sprechen darüber, warum Petras Lieblingsfigur in Martins Roman etwas über sie selbst aussagt, warum Martin ein angespanntes Verhältnis zu Klappentexten hat und was Metaphern mit dem persönlichen Blick auf die Welt zu tun haben.
»Mich hat das Thema Trost ganz ganz groß beschäftigt. Inwiefern Leidenschaften, inwiefern Obsession, inwiefern ein so sich bisschen Verrennen in Dingen, etwas extrem Trostspendendes sein kann. Oder inwiefern es auch, wenn man andere Geschichten über Verlust liest, was Tröstendes sein kann.« (Martin Peichl)
Folge 12 – Barbara Zeman: Bachmannpreis als Bewältigungsstrategie
Veröffentlichung: 22. August 2024
Gut, dass die Buchkultur-Ausgabe mit Clemens Setz auf dem Cover überlebensgroß in Barbara Zemans Blickfeld prangt, als wir unsere Podcastfolge aufnehmen. So fühlt sich die Autorin gleich wohler, denn sie ist an das Setting des »Ersten Österreichischen Sachbuchpreis« erinnert: jener Podcast, den sie gemeinsam mit dem Büchner-Preisträger hostet. Mit Petra Gruber spricht Zeman nicht nur darüber, wie es zu dem Namen des Podcasts, sondern auch ihres neuen Romans »Beteigeuze« (dtv) gekommen ist, wie sie mit Kritik an ihrem Schreiben umgeht, inwiefern die Teilnahme am Bachmannwettbewerb auch eine Bewältungsstrategie war und warum sie dort unerwartete Sympathien gehegt hat.
»Ich finde es gut, wenn man als Autorin imstande ist, etwas zu entzünden, so dass sich Leute dran reiben können, wenn du mit einem Text, der primär eigentlich nicht auf Konfrontation aus ist, genau das auslöst. Kritik tut immer weh, vor allem aber wenn man gefallen wollte, wenn man von sich selbst zu weit weg geht – von dem, was man liebt.« (Barbara Zeman)
Folge 11 – o*books: Ohne Party keine Revolution
Veröffentlichung: 11. Juli 2024
Gemeinsam mit Katja Fetty ging Bianca-Maria Braunshofer 2022 das ultimative Risiko ein – sie folgte ihrem Traum und gründete ihre eigene kleine Buchhandlung. »Wie mutig!«, riefen viele Stimmen. Mit Petra Gruber spricht sie in Tonspur BUCHKULTUR von diesem Wagnis, vom Entdecken des Geschäftslokals und von ihrer Motivation. »Work for the things that you care about« – das Zitat von Ruth Bader-Ginsberg ist dem Team von o*books zum Motto geworden. Über die zwei Jahre hinweg hat sich die feministische Buchhandlung einen treuen Kund/innenstock aufgebaut.
»Ich glaube, es geht gar nicht mal um die Träume, die man verwirklicht … Ich habe auch weitere Träume, ganz viele, und die sind auch toll, wenn sie Träume bleiben, super. Aber wenn es um etwas geht, das mir wichtig ist, dann ist das tausendmal mehr Motivation als alles andere auf der Welt. Wenn es dir nicht wichtig ist, dann wirst du nicht siebzig bis hundert Stunden in der Woche arbeiten, du wirst dich nicht mit einem Lohn zufrieden geben, der gerade einmal so deine Lebenskosten deckt.« (Bianca-Maria Braunshofer)
Folge 10 – Jens Wietschorke: Wien – Berlin oder wie das Klischee zur Wirklichkeit wird
Veröffentlichung: 13. Juni 2024
Das langsame, gemächliche Wien und das schnelle, atemlose Berlin? Jens Wietschorke hat beides erlebt, hat in beiden gelebt und sich nun in der »goldenen Mitte« niedergelassen, er wohnt mittlerweile in München. Und wie es sich für einen empirischen Kulturwissenschaftler gehört, mündeten seine daraufhin entstandenen wissenschaftlichen Forschungen in einem Buch, das der Ambivalenz dieser beiden Großstädte nachspürt: »Wien – Berlin. Wo die Moderne erfunden wurde« (Reclam, 2023) wurde unter drei anderen mit dem Preis des »Wissenschaftsbuch des Jahres« ausgezeichnet. Darin geht er dem Narrativ beider Städte – vor allem in den Schlüsseljahren zwischen 1870 und 1939 – nach und untersucht das Spannungsfeld von Klischees und Wirklichkeit. In der neuen Folge Tonspur BUCHKULTUR sprechen wir mit dem Autor über diese Verschiedenheiten der beiden Städte und darüber, wie seine eigene Vita seine Forschung beeinflusst hat.
»Das ist ja wieder ein Ausgangspunkt dieser Erzählung vom gemütlichen Wien, der sinnesfrohe Katholizismus, das gute Essen und diese weltzugewandte Seite des Katholizismus, das gute Leben. Und dass der asketische Protestantismus Berlin stark geprägt hat, ist auch Klischee und Wirklichkeit zugleich, weil es stimmt ja einfach. Die Hohenzollern haben im 18. und vor allem 19. Jahrhundert sehr stark Politik gemacht mit der protestantischen Kirche, die de facto sowas wie eine Staatskirche war. Und diese Askese irgendwie immer so als eigene Haltung verkauft. Der Monarch ist der erste Diener des Staates, Friedrich II., oder man hat so erzieherische Programme über den Protestantismus laufen lassen. Und das ist dem Katholizismus immer entgegengesetzt und ist eingeflossen in diese ganzen Geschichten über den Charakter der beiden Städte.« (Jens Wietschorke)
Folge 09 – Sky du Mont: Ich wollte der Held sein – es hat lang gedauert
Veröffentlichung: 16. Mai 2024
Er hat mit Tom Cruise gedreht, an der Seite von Nicole Kidman und Gregory Peck: Als Schauspieler hat Sky du Mont über Jahrzehnte eine mehr als außergewöhnliche internationale Karriere hingelegt. Was viele nicht wissen: du Mont stammt aus einer traditionsreichen Verlegerfamilie, und schon mit Anfang 20 legte er seine ersten, laut Eigenauskunft »miserablen« literarischen Versuche hin. Nun ist, nach mehreren Romanen, seine persönliche Bilanz des Älterwerdens erschienen. In Tonspur BUCHKULTUR erzählt Sky du Mont aus seiner aufregenden Lebensgeschichte zwischen London, Hamburg und neuerdings St. Pölten, von seiner Einstellung zum Schreiben, der Liebe zum neuesten Tech-Gear und warum er eigentlich gar kein Schauspieler habe werden wollen. Sein erstaunliches Fazit mit 76 Jahren: Auch wenn wir anhand der multiplen Krisen, die uns umkreisen, es erstmal nicht glauben mögen – die Welt hört weiterhin nicht auf, immer besser zu werden.
»Das gibt es in Deutschland nicht mehr in dem Maße. Aber in Österreich ist es tatsächlich so: Jeder hat ein bisschen von Operette, von Musik oder Literatur. Jeder hat ein bissl was Künstlerisches. Und das geht bei uns völlig verloren. Das gefällt mir, ich komm ja auch aus einem künstlerischen Beruf. Und ich mag das, wenn die Leute, egal wer’s ist, auch im Laden eben die Verkäuferin, sagen, ›Ja, da ist dieses Musical, da gehen wir rein‹ – das ist wichtig. Weil unsere Kultur besteht auch aus Kunst. Das ist einer der Gründe, warum ich gerne in Österreich bin.« (Sky du Mont)
Folge 08 – Nicolas Mahler: Was sind Comics eigentlich?
Veröffentlichung: 11. April 2024
»Kunst ist es nicht, Literatur ist es nicht. Comic ist halt irgendwo dazwischen«, sagt Nicolas Mahler, österreichischer Comic-Zeichner, Illustrator und Dichter. Wir haben uns mit ihm über seinen Werdegang als Zeichner, die Comic-Szene in Frankreich sowie die verschiedenen Typen von Comics – vom Cartoon bis hin zum Strip – unterhalten. Um literarische Werke in Comics zu verwandeln, braucht es für ihn den passenden Humor, eine dichte Geschichte mit möglichst wenigen Orten und Figuren: Ein gutes Beispiel hierfür sind die Werke von Thomas Bernhard, von denen Nicolas Mahler bereits mehrere als Comic adaptiert hat. Mehr über Mahlers Arbeitsweise und seine neue Stelle als künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung erfährt man in der neuen Folge von Tonspur BUCHKULTUR.
»Ich habe ein autobiografisches Buch gezeichnet über meine ganzen Misserfolge in Österreich, wie nichts funktioniert hat. Und das Buch wollte ich damals gar nicht dem französischen Verlag anbieten, weil ich mir gedacht habe, wen interessiert es, was ein Österreicher mit seiner Finanzbeamtin erlebt? Es wurde dann publiziert und es war mit Abstand mein erfolgreichstes Buch in Frankreich. Dazu habe ich am meisten Zuschriften bekommen von französischen Zeichnern, die gesagt haben ›Uns geht es eigentlich genauso‹. Man glaubt immer Frankreich, da sind alle Comiczeichner als Künstler akzeptiert. Aber ich glaube es kämpft jeder weltweit mit denselben Dingen, dass Comic halt irgendwo dazwischen ist.« (Nicolas Mahler)
Folge 07 – Felicia Hofmann: How does it feel?
Veröffentlichung: 21. März 2024
Was hat es in Dir ausgelöst? Das ist die Frage, die die #booktok-Community interessiert, wenn sie wissen will, welches Buch sie als nächstes lesen will, viel mehr als distanzierte, journalistische Bewertungen oder sprachliche Haltungsnoten. Das stellt auch Verlage vor Herausforderungen und erfordert neue Strategien, wie man mit diesen Leser/innen in Austausch treten kann. In der neuen Folge von Tonspur BUCHKULTUR haben wir uns mit der gelernten Sozialanthropologin und für Social Media verantwortlichen Digital Marketing Managerin von dtv, Felicia Hofmann, über Bücher als Dekogegenstände, den Reiz von limitierten Editionen, vermeintlich kurze Aufmerksamkeitsspannen und die Zweitrangigkeit von deutscher gegenüber englischer Sprache unterhalten.
»Ich lese, seit ich bei dtv angefangen habe, wieder viel viel mehr als früher. Ich hatte das auch, klassisch wie wahrscheinlich viele, die studiert haben, dass ich als Kind und Jugendliche viel gelesen und dann während des Studiums komplett damit aufgehört habe, weil ich einfach ausgelastet war mit den Sachen, die ich dafür lesen musste. Ich hatte gar keinen Bock mehr, abends noch ein Buch in die Hand zu nehmen. Jetzt aber, wo ich so viel um Bücher rum kreise und auch Werbung mache für sie, merke ich, ›oh, mein Marketing funktioniert auch bei mir selber‹.« (Felicia Hofmann)
Folge 06 – Ole Liebl: Konfliktfreie Beziehungen gibt es nicht
Veröffentlichung: 22. Februar 2024
Spätestens seit den Filmen »No Strings Attatched« (dt.: »Freundschaft Plus«) oder »Friends With Benefits« kennt man das Prinzip: Freundschaft und Sex. Doch wie soll das zusammenpassen? Mit seinem Sachbuch »Freunde lieben« verortet Ole Liebl Freundschaft radikal neu. In unserem Podcast erzählt er, wie es möglich sein kann, diese Beziehungsform neu zu denken, warum menschliche Beziehungen immer fluide sind, wo seine persönliche Grenze zum Paarsein verläuft, warum die Institution Ehe veraltet ist – und vor allem wie es funktioniert, Intimität auch in Freundschaften zuzulassen.
»Nur weil ich ein Buch über Freundschaft Plus geschrieben habe, heißt das ja nicht, dass ich wie ein Heilsbringer sage: ›Und wenn ihr jetzt alle Freundschaften Plus führt und all eure Freund/innen vögelt bis an das Ende eurer Tage, dann ist die Welt ein friedvollerer Ort und wir werden schluchzen und uns in den Armen liegen.‹ Das ist natürlich Quatsch, das wäre total die Verblendung und auch sehr realitätsfern. Ich finde, es gehört dazu, anzuerkennen, dass Freundschaften Plus – obwohl ich sie erstens für möglich und zweitens für sehr schön und deswegen auch für erstrebens- und begehrenswert halte –, dass das keine konfliktfreien Beziehungen sind. Weil es keine konfliktfreien Beziehungen gibt.« (Ole Liebl)
Folge 05 – Jorghi Poll: Zitronengelb mit ein bisschen Schwefel drin
Veröffentlichung: 18. Januar 2024
Er hat nicht nur den aktuellen Look vom Magazin Buchkultur entworfen und zeichnet nach wie vor unsere Coverillustrationen, sondern ist vor allem als Co-Verleger und -Eigentümer der Edition Atelier seit über 10 Jahren in der österreichischen Buchbranche hochaktiv: Jorghi Poll (rechts im Bild, mit Buchkultur-Chefredakteurin Katia Schwingshandl) erkennt interessante aktuelle wie zeithistorische Stories genauso wie gute Gestaltung, und spricht mit Petra Gruber anhand einiger Lieblingsbücher aus den letzten Jahrzehnten über das möglichst gelungene Zusammenspiel von beidem, über Ökonomie und Ökologie in der Buchbranche und wie Künstliche Intelligenz Buchinhalte zukünftig sinnvoll erweitern könnte. Im Anschluss erzählt Katia Schwingshandl über die Redaktionsabläufe beim Fertigstellen einer kommenden Buchkultur-Ausgabe.
»Es ist eigentlich in allen Bereichen von Büchern wichtig, das gestalterisch zu durchdenken. Das geht vom Inhaltlichen, vom Buchsatz natürlich, über die Covergestaltung, den Buchrücken – das allererste, was man auf unserer Webseite sieht, sind die Buchrücken, und seitdem wir diese Webseite haben, habe ich sehr viel genauer hingeschaut, wie ich diese Buchrücken gestalte –, bis hin zur Art der Ausstattung: Welche Papiere verwendet man für welches Buch?
Wenn man weiß, welches Buch man macht und sich Gedanken darüber macht, warum man es macht, sollte man sich auch Gedanken darüber machen, wie man es macht.« (Jorghi Poll)
Folge 04 – Katharina Seiser: Von scharfen Messern, Salz und Esskultur
Veröffentlichung: 14. Dezember 2023
Wenn man ihr dabei zuhört, wie sie vom Kochen spricht, läuft einem nicht nur das Wasser im Mund zusammen, man bekommt auch große Lust, selbst den Kochlöffel zu schwingen: In der Weihnachts-Ausgabe unseres Podcasts ist die Kochbuchautorin Katharina Seiser mit ihrem neuesten Coup »Österreich express« (Brandstätter) zu Gast. Mit Petra Gruber plaudert die Kulinarik-Expertin mit Herzblut über die hohe Kunst des Rezepte-Festhaltens, den staunenswerten Prozess bis hin zum fertigen Buch, ihren Zugang zu saisonaler Küche und teilt ihre schier unerschöpfliche Begeisterung für gute Produkte.
»Wir alle bewegen uns fast ausschließlich online und dann mache ich da etwas total Anachronistisches, ein Buch aus Papier aus gefällten Bäumen, das wiegt schwer, das ist mühsam … Aber letztendlich ist das Kochbuch eine Nische, wo das Buch noch besonders wertgeschätzt wird. Das überdauert vieles und zeigt: Es ist eh noch alles okay, der langsame Lauf der Dinge. Es ist alles gut.« (Katharina Seiser)
Folge 03 – Zadie Smith: Ein Backstage-Treffen mit Martin Thomas Pesl
Veröffentlichung: 23. November 2023
Anfang November las die Londoner Autorin Zadie Smith im Wiener Konzerthaus aus ihrem neuen Buch »Betrug« (Kiepenheuer & Witsch). Ihren Kurzaufenthalt in Wien nahmen wir zum Anlass, eine Lesereise einer internationalen erfolgreichen Autorin hinter den Kulissen zu beleuchten. Mit Buchkultur-Redakteur und Theaterkritiker Martin Thomas Pesl, der auch die Veranstaltung mit Smith moderierte, sprach sie über die nationalen Unterschiede des Lesepublikums und über ihr neues Buch. Den Backstage-Einblick komplett macht Martin Thomas Pesl schließlich im Gespräch mit Petra Gruber: Wie gelingt das Kunststück Literatur auf eine Bühne zu bringen? Wie bereitet man sich auf eine Moderation vor? Wie schlägt man die Brücke von Literatur zu Theater?
»Die meisten englischsprachigen Autor/innen würden sagen, dass die deutschsprachige Szene die ernsthafteste ist, mit dem geduldigsten Publikum. Wenn man vor englischsprachigem Publikum liest, liest man mal zwei Minuten und es reicht dann auch schon. Das deutschsprachige Publikum sitzt da und lauscht stundenlang, wirklich Stunden! Also es ist eine ganz andere Kultur, aber jede hat ihre eigenen Geschmäcker.« (Zadie Smith)
Folge 02 – Richard Hemmer: Wie die Welt geworden ist, wie sie geworden ist
Veröffentlichung: 12. Oktober 2023
Seit über acht Jahren erzählen die beiden Historiker Richard Hemmer und Daniel Meßner einer so treuen wie wissbegierigen Fangemeinde »Geschichten aus der Geschichte«, ein Podcast, der mittlerweile Bühnen bespielt und jetzt auch mit einem gleichnamigen Buch bei Piper aufwartet. Darin versammelt: 20 neue, exklusive Geschichten, die ausschließlich in Buchform zu lesen sind. Richard Hemmer war bei uns in der Redaktion zu Gast und erzählt im Buchkultur-Podcast über seinen Podcast: Mit Petra Gruber spricht er darüber, wie es zur Idee zum Buch kam, wie er und sein Kollege schier unerschöpflich Themen finden, wie die Community miteinbezogen wird und warum es ihm selbst nach so vielen Jahren Freude bereitet, Geschichten aus der Geschichte zu erzählen.
»Einer der Hauptgründe, warum wir das so gerne machen, ist, dass uns der Podcast hilft, die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen: Wie sie so geworden ist, wie sie geworden ist. Vor allem der Umweg über kleinere Geschichten gibt einem die Freiheit, diese Verbindungen zu finden, von denen man nicht gedacht hätte, dass sie da sind.«
Folge 01 – Eva Reisinger: Rache ist nie leise
Veröffentlichung: 14. September 2023
»Männer töten«, das scheint im fiktiven Dorf Engelhartskirchen in Eva Reisingers gleichnamigem Roman an der Tagesordnung zu stehen … Denn irgendetwas ist anders in diesem Ort, in dem selbst das Fußballteam und die Pfarrerin weiblich sind. Im Gespräch mit Petra Gruber erzählt die gebürtige Oberösterreicherin von ihrem Weg hin zum ersten Roman, davon, was sie wütend macht, welche Bücher sie nachhaltig beeindruckt haben und warum das Motiv Rache in ihrem Buch so eine große Rolle spielt.
»Rache ist auch immer das Gegenteil vom Opfersein, man wird selbst Täterin, hat selbst die Macht. Rache ist nie leise, sondern immer laut. Mich hat es gereizt, diesen Rachegedanken zu verfolgen. Ich kenne das aus meinem Umfeld: Wenn eine Frau erzählt, was ihr angetan wurde, dann überlegt man sich: Was würde ihr jetzt helfen? Dann wirft man ihr so etwas hin wie: ›Wir machen ihn fertig. Er wird schon noch sehen, was das Karma bringt.‹ Das sind natürlich verbale Unterstützungen und leere Drohungen, aber in Wahrheit sagst du damit: ›Du bist nicht alleine, ich stehe hinter dir.‹ […] Rache im Sinne von Empowerment, von weiblicher Solidarität, bedeutet auch: Ich glaube dir, sonst würde ich dir nicht helfen.«
Tonspur BUCHKULTUR wird unterstützt von Fördermitteln der wirtschaftsagentur wien.