Eine fesselnde Studie über die Herausbildung der Eleganz im 17. und 18. Jahrhundert.
Der Begriff der Eleganz leitet sich aus dem lateinischen elegantia ab, der sich im Deutschen wohl am »elegantesten« mit Erlesenheit übersetzen lässt. Nicht zufällig fand er erst über den Umweg der französischen Élégance Eingang in den deutschen Sprachraum. Der Autor und Journalist Kersten Knipp lotet die französische Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts im Hinblick auf Entstehung, Tradierung und Verwerfung gesellschaftlicher Konventionen aus. Leitbild sind ihm dabei die verfeinerten, höflichen Umgangsformen. Einige davon haben als »Reflex gewordenes Wissen um die Regeln angemessenen Verhaltens in Gesellschaft« den Revolutionen getrotzt und sich – zumindest in Spuren und Abwandlungen – bis heute erhalten. Kersten Knipp seziert politische und soziologische Bedingungen der Ausformung von Eleganz für diese Epoche, sortiert sie nach Stand und Geschlecht und ermittelt die Ansichten über die Verfeinerung der Sitten französischer Denker/innen wie der Marquise de Rambouillet, Michel de Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Denis Diderot, Jean de La Bruyère und vieler anderer. Im Kapitel »Die Frauen, die Bildung und die Emanzipation« konstatiert er, dass es vor allem die an Bildung interessierten Frauen waren, denen es gelang, »das Gespräch auf subtilere Ebenen zu bringen«. Dabei, und das kann nicht genug betont werden, bedient sich der Autor einer solch eleganten, das heißt versierten und dennoch zurückhaltenden Sprache, dass die Freude an den Formulierungen nicht hinter der am Wissenszuwachs zurückbleibt.
—
Kersten Knipp
Die Erfindung der Eleganz
Reclam, 266 S.