Die Tagebücher des spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes sind nun unter dem Titel »Von Zeit zu Zeit« erschienen.


Chirbes (1949–2015) wurde durch seine Romane berühmt, in denen er die spanische Gesellschaft der jüngeren und jüngsten Vergangenheit schonungslos abbildete. Von den neun ins Deutsche übersetzten, ist »Die schöne Schrift« (Kunstmann, 1999) mein Lieblingsbuch.

Sein deutscher Lektor, Heinrich von Berenberg, erzählt im Vorwort vom Leben des Autors, welche Rolle die Tagebücher gespielt hätten und dass sich diese – sorgfältig für eine Veröffentlichung vorbereitet – wie Romane lesen ließen. Literatur half Chirbes immer wieder aus tiefsten Depressionen heraus. Er beginnt mit der Frage, wie man denn schreiben solle, wenn alles in der Schwebe sei und endet mit der Feststellung, dass Schreiben zu können, dem Chaos, in das sich sein Leben verwandelt hat, Sinn gebe. Doch nicht nur vom eigenen Schreiben ist die Rede, sondern auch von dem, was er alles an Weltliteratur gelesen, welche Filme er gesehen, welche Ausstellungen er besucht und welche Städte er gesehen hat. Diese Beschreibungen unterbricht er mit Action: Da findet man höchst erotischen Sex, brüllend-komische Galadiners und Streit mit eitlen Schauspielern. Die Suche nach dem idealen Füllfederhalter erlebt er genauso wie die nach einem Liebhaber. Es gibt so viele Stellen in diesen Büchern, die einen innehalten lassen, wenn er zum Beispiel von den Erinnerungen schreibt, die wir erfinden oder die Frage stellt, ob die Seele – gleich unserem äußeren Erscheinungsbild – ebenfalls Falten und Runzeln zeige.

Rafael Chirbes
Von Zeit zu Zeit. Tagebücher 1984–2005
Ü: Dagmar Ploetz, Carsten Regling
Kunstmann, 430 S.