Eine der berühmtesten Kaffee-Konditoreien liefert einen süßen Beitrag zur Kulturhauptstadt Bad Ischl/Salzkammergut. Foto: Kressl/salzkammergut.at


Zugegeben, »der Zauner« hat mit der aktuellen Erweiterung der Backstube und der Modernisierung für Aufregung in Ischl gesorgt. Aber irgendwann hat sich auch ein Traditionsbetrieb den veränderten Gegebenheiten von Produktion und weltweitem Versand anzupassen. Das hat nun Philipp Zauner, der die legendäre Konditorei seit 2020 in siebenter Generation führt, angepackt. Manches bleibt gleich, muss gleichbleiben. Der rührige wie talentierte Juniorchef beweist dies in einem wunderbaren Bildband anhand von Rezepten seines Vaters Josef. »Der süße Zauner« führt zunächst mit Fotos durch die aktuelle Kulturhauptstadt Ischl, in der das Salz den Grundstein für die kulturelle Vielfalt legte, Episoden von Schriftstellern und Künstlern wie Karl Kraus, Nikolaus Lenau oder Johannes Brahms ergänzen das Bild. Alfred Komarek – er war als geborener Ausseer ein Nachbar – erzählt dazu die Familiengeschichte. Dann wendet sich Josef Zauner vom Salz zum Zucker, denn die Hauptrolle spielen seine Rezepte: traditionelle wie Dukatenbuchteln, Äpfel im Schlafrock, Malakofftorte und Powidltascherl machen ebenso Appetit wie die kreativen, Mandelknödel auf Orangenschaum oder Parfaitknödel mit frischen Datteln. Auch die Schwarzbeernocken, ursprünglich ein Essen der einfachen Leute, sind untrennbar mit dem Salzkammergut verbunden. Aber fehlt nicht etwas, die Rezeptur des größten »Schatzes«, 1905 vom Pâtissier Josef Nickerl aus Ischler Oblaten entwickelt? Ja, den Original Zaunerstollen sucht man vergebens, aber ein kleines Geheimnis darf sich ein Meisterbetrieb schließlich gönnen. Kaiser Franz Joseph und die Schratt hatten neben dem Gugelhupf ja auch eines.

Josef Zauner
Der süße Zauner
Servus, 144 S.