Der finnische Historiker Pekka Hämäläinen gibt den Natives ihre Geschichte zurück: »Der indigene Kontinent«


Die Statuen der »großen Eroberer« werden gestürzt. Doch die jahrhundertelang falsch tradierte Vorstellung von der »Entdeckung« Amerikas durch Kolumbus und Konsorten hält sich hartnäckig in unseren Köpfen.

Pekka Hämäläinen hat die Geschichte zurechtgerückt und ist dabei auf Erzählungen von bemerkenswerter indigener Solidarität und bis heute andauerndem indigenen Widerstand gestoßen: Nicht nur dass die »Neue Welt« schon vor 23.000 Jahren besiedelt war. Auch der Wilde Westen ist nur ein unrealistischer Gründungsmythos. Zwar erhoben die Kolonialmächte bis zum Jahr 1776 Anspruch auf fast den gesamten Kontinent. Doch das heißt nicht, dass sie das Land auch tatsächlich besaßen. 1680 z. B. verbündeten sich die Pueblo mit den Apachen und den Navajo und gingen in Neu-Mexiko gegen die grausamen spanischen Kolonialisten vor. Der große Aufstand im Südwesten hatte Vorbildwirkung: Indigene Völker in ganz Nordamerika brachten den europäischen Imperialismus zeitweilig zum Erliegen.

Das lag auch daran, dass sie ein grundsätzlich anderes Verständnis von Macht hatten als die Europäer, die nach Gold und Besitz gierten. Die Mehrheit der Indigenen Nordamerikas lebte in horizontalen, partizipatorischen, egalitären, auf Verwandtschaft fußenden Gesellschaftsformen. Sie waren hervorragende Netzwerker, an Handelsbeziehungen mit den weißen Neuankömmlingen interessiert und wollten sie in ihre Gemeinschaften integrieren. Der Krieg war für sie oft der letzte Ausweg.

Pekka Hämäläinen will die indigenen Völker aus ihrer Opferrolle befreien. »Der indigene Kontinent« gilt schon jetzt als Standardwerk.

Pekka Hämäläinen
Der indigene Kontinent. Eine andere Geschichte Amerikas
Ü: Helmut Dierlamm, Werner Roller
Kunstmann, 800 S.