Von der Vielfalt, überraschenden Fähigkeiten und unglaublicher Individualität der Vögel: Der in Wien lebende und weltweit forschende Ornithologe Walter Sontag legt ein faszinierendes, zauberhaftes Kompendium vor. Foto: privat
Dass Krähen- und Rabenvögel über beachtliche Intelligenz verfügen, ist bekannt. Im Kapitel 5 des vorliegenden Titels kommt man aus dem Staunen und Lachen kaum heraus, wenn der Autor seine Beobachtungen dieser extrem schlauen Tiere schildert. Aber auch andere Arten sind zu kognitiven Höchstleistungen imstande, wenn es beispielsweise darum geht, Futtervorräte vor Artgenossen zu verstecken.
Nicht alle Vögel können fliegen; die einen leben monogam, andere in Vielpartnerschaften; im Nuancenreichtum ihres »Singens« ist alles Mögliche dabei: zwitschern, pfeifen, rattern, klicken, krächzen, kreischen – vereinzelte Exemplare sind tatsächlich in der Lage, menschliche Sprache anzuwenden. Die jüngere Forschung kann beweisen, dass (im Gegensatz zum Ansatz von Konrad Lorenz) Vögel zu individuellem Erleben imstande sind. Und dass manche Arten, z. B. der neuseeländische Kea, über ausgeprägten Spieltrieb verfügen, der den Vogel Purzelbäume schlagen und Schneebälle zum Amüsement herstellen lässt.
Dem Schutz dieser faszinierenden Tiere haben sich Expert/innen aus der Ornithologie, Zoologie und Naturliebhaber/innen verschrieben. Zu ihnen zählt etwa Jonathan Franzen (zuletzt erschienen: »Crossroads«, Rowohlt). Nicht genug damit, dass – wie so vielen anderen tierischen Mitgeschöpfen auch – ihr Lebensraum immer weiter eingeengt wird, muss endlich auch das widerliche massenhafte Töten von (Zug-)Vögeln aufhören.
Walter Sontags wunderbares Buch empfiehlt Strategien, wie der Mensch gegenüber den Gefiederten agieren kann. Und der Titel selbst hat eine große Empfehlung verdient.
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Walter A. Sontag
Das wilde Leben der Vögel
C.H.Beck, 240 S.