Eine vielschichtige Betrachtung der Ethik von Computerspielen
Computerspiele sind immer wieder Gegenstand des öffentlichen Diskurses. Insbesondere wenn ermittelt wurde, dass Amokläufer zuvor Games konsumierten, werden Stimmen laut, die eine strengere Reglementierung von Computerspielen fordern und befürchten, dass ihr Konsum den Charakter der Spieler/innen verderben würde. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die Computerspiele absolut abseits von Moral und Ethik betrachten, weil hier auch wie z. B. bei Ego-Shootern à la »Counter Strike« die Gewalt nur virtuell stattfindet und kein wirklicher Schaden entsteht.
In seinem Buch »Let’s play oder Game over?« widerspricht Sebastian Ostritsch beiden Positionen. Der Philosoph, der an der Universität Stuttgart lehrt, stellt exemplarisch dar, dass Computerspiele sehr wohl ethisch relevant sein können, indem sie eine Weltsicht vermitteln, die auch die moralischen Gefühle der Player stören kann.
Dabei belässt es Ostritsch, der zuletzt mit einer vielbesprochenen Hegel-Biografie auf sich aufmerksam machte (»Der Weltphilosoph«, Propyläen 2020), aber nicht – sondern er widerspricht der Position, dass der Konsum von Computerspielen schädlich für die Psyche und Moral sei, weil es dazu keine stark belastbaren empirischen Belege gebe. Darüber hinaus stellt er auch die positiven Aspekte dar – etwa die soziale Dimension von Mehrspieler/innen-Games. Eine sehr vielschichtige und differenzierte Betrachtung der Materie, und als solche auch ohne große Vorkenntnisse über Moralphilosophie verständlich.
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Sebastian Ostritsch
Let’s play oder Game over? Eine Ethik des Computerspiels
dtv, 256 S.