Eine ganze Woche lang Spaghetti auf dem Speiseplan? Wie abwechslungsreich das sein kann, zeigt Rachel Roddy in einem ebenso abwechslungsreichen, sympathischen Buch mit Geschichten und Rezepten.


Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass Rachel Roddy sich derart für Essen und Kochen begeistert: Sie verbrachte viel Zeit im Pub der Großmutter, arbeitete in Rom als Kellnerin und lernte gleichzeitig Italienisch, Ehemann Vicenzio hat ihre Begeisterung für die römische Küche um jene für die Küche Siziliens erweitert.

Pasta: Im Grund nur eine Mischung aus Mehl und Wasser, ist sie in ihren verschiedensten Erscheinungsformen – niemand kann genau sagen, wie viele es tatsächlich gibt – für die Italiener mehr als ein Nahrungsmittel (der Horror italienischer Reisender angesichts der ihnen aufgetischten Spaghetti im Ausland ist legendär!). Bestimmte Pastaformen wünschen sich eine Kombination mit der ihnen entsprechenden Sauce: Soll die Flüssigkeit absorbiert werden, der Sugo sich anschmiegen oder von den Nudeln aufgefangen werden? Folgt man Roddys Vorschlägen, bekommt man, ohne Belehrung, ein Gefühl dafür, was dabei zu beachten ist. Genauso unaufdringlich wird Elementares wiederholt: Wie salzig ist salzig, warum Abgießen vermieden werden sollte. Die Autorin räumt mit dem Vorurteil auf, Extra Vergine dürfe nicht zum Kochen verwendet werden: Man achte darauf, dass es nicht über den Rauchpunkt erhitzt wird. In Einschüben mit dem Titel »Ein paar Worte über« erzählt Roddy von den verschiedenen Sardellenarten, über Parmesan und Pecorino, Guancale und Pancetta. Sogar die Schwierigkeit, Farfalle gleichmäßig zu garen, bleibt nicht unerwähnt: Wegen der spezifischen Form der kleinen Maschen ist es so gut wie unmöglich (warum hat das noch niemand in dieser Klarheit gesagt?).

Sardische Fregula und genuesische Trofie sind inzwischen ohne größeren Aufwand zu finden. Für Pastaliebhaber/innen, die Ausgefalleneres wie Bucatini, Lagane oder Pizzoccheri selber herstellen möchten, gibt es dazu Anleitungen, versehen mit wenigen aber aussagekräftigen Bildern. Man fühlt sich immer auf Augenhöhe mit der Autorin, ihr Ton bleibt begeistert und begeisternd, wird nie belehrend.

Rachel Roddy wurde mit dem Blog »Rachel eats« vom Guardian entdeckt und veröffentlicht seitdem eine wöchentliche Kolumne, »Pasta von Alfabeto bis Ziti« ist ihr erstes Buch auf Deutsch. Sie liebt Romane und Erzählungen, in denen viel gegessen wird, wie etwa bei Katherine Mansfield. Der absolute Favorit im Bücherregal der sympathischen Food- und Kochbuchautorin: »In cucina con amore« von Sophia Loren. Das könnte durchaus mit einem berühmten Ausspruch der Filmdiva zu tun haben: »Alles, was sie sehen, verdanke ich Spaghetti!«

Rachel Roddy
Pasta von Alfabeto bis Ziti. Formen. Geschichten. Rezepte.
Ü: Ulrike Becker
Kunstmann, 352 S.