Kerstin Ruhkieck serviert ihre mörderische Unterhaltung häppchenweise.


»Obderwedes verlorene Tochter mit zweifelhafter Berühmtheit ist zurück.« So etwas spricht sich natürlich rasch herum. Die Tänzerin Olivia Bloch hatte vor Jahren alle Brücken hinter sich abgebrochen. Traumatisiert nach einer brutalen Geiselnahme ist sie wieder da, allein im Haus ihres dementen Vaters und auf der Suche nach Julian, dem Freund seit Kindestagen. Jemand hat »Mörderin!« an die Tür geschmiert, jemand scheint sich heimlich im Haus aufzuhalten. Wer steckt dahinter? Ist es bloß Paranoia?

Kerstin Ruhkieck hat ihren Thriller auf mehrere Zeitebenen aufgeteilt und setzt die Geschichte wie ein Puzzle langsam und Stück für Stück zusammen, auch Olivias seltsame Beziehung zu Julian: »Niemand wird je zwischen uns kommen« – trotzdem ließ er sich damals nicht mehr als einen Kuss abringen. Auch den Vater scheint etwas mit dem jungen Mann verbunden zu haben … Besonders gelungen: Zeitungsausschnitte kommentieren die Geiselnahme in Hannover – zuerst voller Anteilnahme mit der einzigen Überlebenden, dann, um die Geschichte am Köcheln zu halten, wird der Verdacht auf Mittäterschaft geweckt. Ruhkieck versetzt mit diesem Kunstkniff in die Lage ihrer Protagonistin, die sich weder gegen die Artikel noch gegen den Shitstorm im Netz wehren kann. Gleichzeitig schürt sie Zweifel an der völligen Schuldlosigkeit Olivias. Denn, so viel sei verraten, ganz so hilflos ist das zarte Persönchen doch nicht. Zugegeben, der Plot schlägt etliche unvorhersehbare Volten. Aber die sind spannend, bis zum Schluss.

Kerstin Ruhkieck
In deinen Augen der Tod
emons, 400 S.