Eine »Miss Marple« mit grünem Daumen ermittelt in Oberdistelbrunn.


In Oberdistelbrunn scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Es gibt einen Lesezirkel, Quatsch und Tratsch genug, um das Dorf zu unterhalten, der Herr Pfarrer sorgt für Ordnung und natürlich bleibt nichts und niemand lange verborgen. Hier lebt Paula, eine pensionierte Lehrerin und passionierte Gärtnerin, die über alles, was blüht und grünt Bescheid weiß und die Kräutertinkturen und Hausmittelchen zusammenbraut. Ihre Ehe mit dem lethargischen Fred ist eher unterkühlt, für Gedankenaustausch und Freizeitprogramm gibt es aber ihre resolut-beherzte Nachbarin und Freundin Berta, die gut und gern das Doppelte von Paulas zartem Gewicht auf die Waage bringt. Doch die beschauliche Ruhe des Sommers wird plötzlich durch das Verschwinden des Pfarrers und einige Morde gestört. Außerdem wirbelt Paulas Neffe, den seine schillernde Mutter nach dem Schulabschluss kurzerhand bei der im Grunde sehr biederen Schwester und dem trägen Schwager unterbringt, ganz schön viel Staub auf. Paula beweist im Laufe der von Situationskomik durchzogenen Geschichte nicht nur ein Händchen für Pflanzen, sondern auch detektivisches Geschick. Jedenfalls hat sie einen guten Riecher, letztendlich auch Schneid und sorgt dafür, dass die ominösen Todesfälle aufgeklärt werden.

Nicht nur Gartenfreunde kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch Liebhaber leichtfüßiger Kriminal- und Aufklärungsgeschichten à la Agatha Christie. Die Ich-Erzählerin Paula mutiert hier zur Amateur-Detektivin und Oberdistelbrunn vermag nicht nur mit schrulligen Typen aufzuwarten, sondern auch mit einer mondän anmutenden Gartenausstellung, einem Schloss, Bauernhöfen, Kaufmannsladen und der Pfarrei als Kommunikationszentrum. Kurzweilig unterhaltsame bis witzig-böse Lektüre.

Klaudia Blasl
Gärten, Gift und tote Männer
emons, 315 S.