Alles über die Beatles: Craig Browns intelligent ausgreifendes Gruppen-Mosaik.


Cavern Club, 10, Mathew Street, Liverpool. 21. März 1961. Der Bassist eines Quartetts namens The Beatles zählt auf der Bühne: Eins, zwei, drei, vier. Damit setzt Craig Browns Buch ein. Sechs Jahrzehnte später ist die englische Band die bekannteste Musikgruppe der Geschichte.

Craig Brown, englischer Satiriker, Kolumnist und Autor eines Buchs über Princess Margaret („Ma’am Darling“), einer höflichen Charakterdemontage, die in 99 „glimpses“, Blitzlichtern, aufgebaut war, hat dieses Prinzip nun auf die vier Liverpudlians angewandt. Weil zu viert, sind es 150 „glimpses“, Postkarten-Biografien, Miniaturcollagen. Das Ganze: ein überwältigendes Mosaik. Nun ist über die vier Pilzköpfe wirklich alles bekannt. Doch Brown hat keine Hagiografie verfasst, keine Heiligenverehrung. Er schreibt witzig, ironisch, auch sardonisch, ist entlarvend. Und so lebendig wie erhellend. Wie es zum Ruhm kam, zu fatalen Irrwegen (Maharishi Mahesh Yogi, kontroversiell: Yoko Ono, die zuerst Ringo Starr anbaggerte, der sogleich Reißaus nahm), bitteren Zerwürfnissen, zum Nachwelt-Echo – Michail Gorbatschow: „Die Musik der Beatles zeigte den jungen Sowjetrussen, dass es ein anderes Leben gab.“

Luzide erklärt Brown die Musik nicht durch die Musik. Vor allem löblich: Er lässt Brian Epstein, dem großen Manager, der im August 1967 mit 32 Jahren elend allein starb, Gerechtigkeit widerfahren. Schön, dass die deutsche Ausgabe im Gegensatz zum englischen Original ein hilfreiches wie nutzbringendes Namens- und Titelregister spendiert bekam.

Craig Brown
One Two Three Four. Die fabelhaften Jahre der Beatles
Ü: Conny Lösch
C.H.Beck, 672 S.