Der Amerikaner, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am häufigsten fotografiert wurde? Abraham Lincoln? Falsch. Es war ein Afro-Amerikaner: Frederick Douglass.


Bei seinem Tod 1895 kannte wohl jeder in der westlichen Hemisphäre ihn mit dem eindrucksvollen großen Kopf, den dichten weißen Haaren und der dunklen Haut. Und der überlebensgroßen Vita.

Douglass einen »selfmade man« zu nennen: eine Untertreibung. Er, der ab 1847 eine Zeitung gründete und leitete, war 1838 seinem »Eigentümer«, einem Sklavenhalter in Maryland, entronnen und nach Massachusetts geflohen, hatte sich in den folgenden Jahren in Eigenstudium umfassend Bildung angeeignet. Und wurde zu einem der eindringlichsten öffentlichen Redner, ein durch Eloquenz überwältigender Orator, der für Abschaffung der Sklaverei, Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner und der Frauen eintrat, für deren Wahlrecht er schon ab 1848 plädierte.

Die Literatur über ihn ist gewaltig. Immer noch der beste Einstieg ist seine erste Autobiografie, die 1841 veröffentlichte »Narrative of the Life of Frederick Douglass, an American Slave, Written by Himself«. Hans-Christian Oeser hat den Entrechtungs-Rapport neu und gut ins Deutsche übersetzt. Das Nachwort der Potsdamer Amerikanistin Hannah Spahn ist informativ, hie und da fast zu gedrängt.

Ist dieser stilistisch geschmeidige Bericht nur ein historisches Dokument? Nein. Weil zu eindringlich, zu aufwühlend. Und Sklaverei, Rassismus, massive Unterdrückung sind noch immer greifbar und aktuell.

Frederick Douglass
Mein Leben als amerikanischer Sklave
Ü: Hans-Christian Oeser
Reclam, 154 S.