Axel Hacke | Buchkultur Schaukasten | Genießen in Italien | Italienisches Flair | La Dolce Vita | Schaukasten | Süddeutsche Zeitung

Axel Hacke

La Dolce Vita

von Maria Nowotnick 

17. Juni 2022

Mit Axel Hacke lernen, wie man richtig italienisch urlaubt.


Warum sollte es von Interesse sein, über das Sommerhaus eines anderen zu lesen? Was haben wir davon, zu erfahren, wie einer der bekanntesten Autoren Deutschlands gemeinsam mit seiner Familie Sommer um Sommer in einem kleinen Dorf auf einer italienischen Insel verbringt? Jede Menge! Denn Axel Hacke hat mit »Ein Haus für viele Sommer« nicht nur wieder einmal genau den richtigen Ton getroffen, er bewegt uns auch zur Achtsamkeit.

Eine Dorfgemeinschaft ist speziell, eine italienische noch spezieller. Lorenzo der Schreiner, Dante der Ziegenwirt oder Ludwig der Käfersammler (eine besonders rührende Geschichte) – gemeinsam mit Axel Hacke und Familie treffen wir auf jede Menge skurrile wie liebevolle Charaktere, mit denen wir am liebsten auch in diese »ganz bestimmte Bar« einkehren würden, von der immer wieder die Rede ist – völlig egal ob zum Aperitivo oder zum Digestivo. Teils sind Hackes Anekdoten zum Schreien komisch, zugespitzt bis aufs Letzte, wie etwa die Szene, in der Arturo zur Reinigung des Wassertanks vorbeischaut und dann auf ewig in ihm gefangen zu sein scheint (italienische Hilfsbereitschaft kann auch ihre Tücken haben). Immer mit dabei ist eine gehörige Portion Selbstironie: »Maggi kenne nur ich, der Deutsche, und ich sage: Alle Wildschweine riechen nach Maggi, das kann ich nach einigen Erfahrungen sowohl mit Wildschweinen als auch mit Maggi sagen.« Und auch die Selbstkritik kommt nicht zu kurz: »Es ist seltsam, wie wir die Rastlosigkeit unseres Arbeitsalltags in die Ferien mitnehmen. Statt morgens in Büro, die Klinik oder zum Bahnhof zu eilen, sind wir auf dem Golfplatz verabredet, beim Mountainbiken oder zur Bergwanderung, nachmittags ist dann quality time mit der Familie angesetzt – abends wartet die ›entspannte Runde im Restaurant‹.«

Wir können eben so einiges lernen von den Italienern, allem voran das Nichtstun – auch der Autor selbst übt sich darin. Ein bisschen wird dieses wunderbare Sommerbuch für Italienfans oder die, die es werden wollen, auch zum Ratgeber fürs richtige Urlaubmachen. Es erzählt von den Tücken und Vorzügen eines Ferienhauses auf einer italienischen Insel, von der eingeschworenen Dorfgemeinschaft, in der man sich noch gegenseitig hilft – bei der Olivenernte, wenn mal das Wasser wegbleibt oder die Wildschweine einfallen. Wir lernen auch viel über die Eigenheiten der Italiener und über unsere eigenen, kriegen jede Menge italienische Vokabeln, Rezepte, aber auch Klischees um die Ohren gehauen. Für den Moment des Lesens sind wir mit der Familie gemeinsam in ihrer Sommerfrische, der villeggiatura, der besonderen Art und stellen fest: »So ist das im Dorf: Irgendwann erfährst du alles. Du musst nur darauf warten, dann kommt jede Geschichte zu dir.« Wunderbare Unterhaltung und vielleicht ein Anreiz, es den Ausbrechern gleichzutun.

Axel Hacke
Ein Haus für viele Sommer
Kunstmann, 256 S.

Aus der Redaktion

Papst Franziskus

Wundarzt, Prediger, Hirte

Drei Bücher decken einen Großteil dessen ab, was zur Zeit über das Papsttum geschrieben werden kann.

von Konrad Holzer

Buchhandlung Hoffmann

»Die New Adult Leser/innen sind ein tolles Publikum!«

Als @buchhoffmann liefert die Buchhandlung Hoffmann aus Eutin (Ostholstein) regelmäßig »bookish« Content und wurde dafür bei den TikTok Book Awards 2024 als #BookTok Indie Buchhandlung des Jahres ausgezeichnet.

von Redaktion

Roger Hackstock

»Eine glückliche Gesellschaft richtet weniger Schaden an«

Zuversicht beim Thema Klimakrise? Der Energiewende-Experte Roger Hackstock macht seinen Buchtitel zum Programm: Mit »Wie wir die Welt retten, ohne uns dauernd Sorgen zu machen« möchte er der Hoffnungslosigkeit ein Schnippchen schlagen.

von Katia Schwingshandl

Katja Kullmann

»Der Kosmos hat auch etwas Autoritäres an sich«

Vom Aberglauben, der Berge versetzt, und vom Schicksal-Spielen für Abergläubige.

von Teresa Preis

Barbara Frischmuth († 30. März 2025)

Altausseer Brücken

Sie war die Grande Dame der österreichischen Literatur: Barbara Frischmuth. Wir haben die Autorin 2005 anlässlich der Verleihung des »Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln« porträtiert.

von Linda Stift

Usama Al Shahmani

Die Sprache vor dem Sprechen bewahren

von Alexandru Bulucz

James Hilton

Shangri-La, ein Ort der Sehnsucht

Ein Schriftsteller erfand einen Ort, dessen Name sich selbständig gemacht hat und der seit mittlerweile über neunzig Jahren weltweit als ein Synonym für das Paradies schlechthin gehalten wird.

von Konrad Holzer

Jonas Lüscher

Von Igeln und Füchsen

Wenn ein deutscher Philosophieprofessor in den USA an der Lösung einer Preisfrage arbeitet, die ein Investor aus dem Silicon Valley gestellt hat, dann muss im Leben des Herrn Ordinarius so einiges schiefgelaufen sein. Ist es auch, jedenfalls in »Kraft«, dem überaus lesenswerten Roman von Jonas Lüscher. 

von Holger Ehling

Johan Harstad

»Mein Roman ist ein Protest gegen die Simplifizierung«

Große Literatur aus Norwegen: Ein Werk von epochaler Kraft, hochkomplexer Thematik und großer literarischer Schönheit – das ist Johan Harstads mehr als tausend Seiten umfassendes Epos »Unter dem Pflaster liegt der Strand«.

von Dagmar Kaindl

Jakob Springfeld

»Im Jahre 2024 kann niemand politisch neutral sein!«

In »Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen Rechts« schildert der 2002 in Zwickau geborene und aufgewachsene Student Jakob Springfeld den Rassismus in seiner Heimatstadt und die Bedrohung, der er ausgesetzt ist, seit er sich für eine (klima-)gerechtere, offene Gesellschaft einsetzt.

von Dagmar Kaindl

Valérie Zenatti

»Eine große Notwendigkeit trieb mich dazu, den Roman zu schreiben«

Zwei Jugendliche träumen vom Frieden: Ein bereits 2005 im Original und 2008 auf Deutsch erschienenes, aus aktuellem Anlass neu aufgelegtes Buch ist Valérie Zenattis »I’m a girl, you’re a boy. Zwischen Jerusalem und Gaza«.

von Dagmar Kaindl

Hansjörg Schneider

»Ich war ein wilder Kerl«

Hansjörg Schneider gilt als einer der wichtigsten lebenden Dramatiker der Schweiz. Grund dafür ist die erotische Gruselfarce »Sennentuntschi«, die er vor mehr als einem halben Jahrhundert im Dialekt schrieb.

von Martin Thomas Pesl