… sondern der selige Tod. Zumindest in Gudrun Lerchbaums neuem Roman. Im Wiener Café erzählt die Autorin von ihrem Zugang zum Schreiben, ihren spannenden Recherchen und warum ihr Genres herzlich egal sind. Fotos: Beatrice Signorello.


Ein neuartiger Bärlauch-Pilzbefall versetzt Wien in Aufruhr. Wer das sogenannte „Viennese Weed“ verspeist, stirbt in euphorischer Ekstase. Als die Medien zum ersten Mal davon berichten, strömen Massen in die Wälder und sammeln das fatale Kraut. Auch Kiki, vor Kurzem erst aus dem Gefängnis entlassen, zieht los, um für ihre unheilbar erkrankte Freundin Olga etwas zu pflücken und trifft dabei die junge Jasse, die ebenfalls auf der Jagd nach den giftigen Blättern ist … Schon bald bricht pures Chaos in der Stadt aus und die Todesfälle verschwimmen. War es Mord? War es Suizid?

Von Sterbehilfe über Legalisierung von Drogen bis hin zu Pandemien und Verschwörungstheorien: Gudrun Lerchbaum führt in ihrem neuen Roman eine Vielzahl gegenwärtiger Themen zusammen und stellt dabei die richtigen Fragen. Was passiert, wenn der Tod plötzlich willkommen ist? Und was passiert, wenn eine ganze Stadt im Bärlauch-Delirium ist?


Buchkultur: Du bist sehr vielseitig, habe ich bei meiner Recherche nachgelesen, hattest schon unzählige Jobs. Lange Jahre warst du etwa als Architektin tätig. Bist du nach wie vor so umtriebig?

Gudrun Lerchbaum: Nein, jetzt habe ich mich ganz und gar auf das Schreiben verlegt. Gelegentlich übernehme ich mal ein Lektorat oder Coaching. Ich war Entwurfsarchitektin, ein sehr kreativer Job – und das würde mit dem Schreiben kollidieren. Für mein erstes Literaturprojekt habe ich ein halbes Jahr Pause gemacht und den einzigen Angestelltenjob, den ich jemals hatte, gekündigt. Ich habe einfach gemerkt: Ich muss jetzt schreiben.

Das heißt, du hast immer schon geschrieben?

Nein, überhaupt nicht! Bei mir ist das anders als bei vielen, die von sich berichten, immer schon geschrieben zu haben. Ich wollte erst Journalismus studieren, konnte mir aber nicht vorstellen etwas zu erzählen zu haben, das Leute interessieren könnte.

Das ist, glaube ich, schon ein weibliches Thema: Viele junge, männliche Autoren schreiben einfach drauflos, schreiben über ihr spannendes Leben, über sich selbst. Ich dagegen hätte mir gar nicht vorstellen können, über mich selbst zu schreiben … Also habe ich Architektur studiert, mich in der Welt gut umgeschaut und alles Mögliche gemacht: gemalt, gezeichnet, Objektkunst.

Wie ich zum Schreiben gekommen bin, ist eine lustige Geschichte. Bevor ich mit meinem jetzigen Mann zusammengekommen bin, hatte ich eine schwierige Beziehung mit einem verheirateten Mann. Dieser Mann wollte immer schon ein Buch schreiben und hat mich eines Tages gefragt, ob wir das nicht zusammen machen wollen. Weil er selbst aber nie damit angefangen hat, habe ich einfach mal ein Kapitel geschrieben: Über unsere Beziehung aus seiner Perspektive. Das habe ich ihm zu lesen gegeben und ihn dazu aufgefordert weiterzuschreiben. Darauf ist er total blass geworden, geradezu verfallen, musste sich hinsetzen und meinte, er habe mir das doch alles nie so erzählt, wie es hier schwarz auf weiß steht. Woher ich so genau wüsste, was in ihm vorgeht. Das war für mich der Aha-Moment. Mit dem Schreiben kann ich etwas bewirken, unmittelbar einen Nerv treffen – im Unterschied zur Architektur, die viel mittelbarer ist. Erst Jahre später, nach einem Sportunfall, hatte ich Zeit und Lust weiterzuschreiben. Da habe ich auch gemerkt, dass es mir viel mehr Spaß macht, mir etwas auszudenken und aus der Fantasie zu schöpfen, als über mein Leben zu schreiben. Von da an habe ich mich mit meinen Geschichten immer weiter von meiner konkreten Lebensrealität wegbewegt, hin zu einem fiktionalen Realismus.

Gudrun Lerchbaum mit Buchkultur-Redaktionsleiterin Katia Schwingshandl

All deine Erfahrungen, bevor du mit dem Schreiben begonnen hast – waren und sind die deiner Fantasie besonders zuträglich? Ist es in der Hinsicht praktisch, auf einem solchen Erfahrungsschatz aufzubauen?

Ich denke schon. Es gibt ja aber auch viele Autor/innen, die jung zu schreiben beginnen. Wie gesagt, früher habe ich mir gedacht, ich hätte nichts zu erzählen. Irgendwann merkt man dann, wie viel man erlebt hat, und vor allem lernt man, in andere Menschen hineinzuschauen. In unterschiedlichen Situationen, aus unterschiedlichen Perspektiven. Ich glaube, dass Texte tendenziell interessanter sind, wenn Autor/innen schon Lebenserfahrung haben. Meine primäre Absicht ist: Ich will Geschichten erzählen. Egal, in welches Genre sie fallen. Ich wusste ehrlich gesagt kaum etwas über das Literaturgeschäft, als ich angefangen habe zu schreiben. Gut, ich habe immer sehr viel gelesen. Aber ich habe eben auch quer durch die Genres hindurch gelesen, war immer sehr offen.

Grundsätzlich sind Krimis ja von der sogenannten Literatur unterschieden, auch wir haben in der Buchkultur eine eigene Kategorie dafür – selbst wenn es natürlich immer wieder „Grenzfälle“ gibt. Hast du dich selbstbewusst in die Krimi-Ecke gesetzt oder würdest du das Genre lieber aufgelöst sehen? Ist das überhaupt ein Widerspruch?

Ja, ich habe mich durchaus selbstbewusst in die Krimi-Ecke gesetzt. Ich finde, dass der Krimi viel Wichtiges über die Gesellschaft sagen kann. Natürlich, nicht alle Krimis – oder eigentlich die meisten Krimis – nehmen diese Chance wahr und reproduzieren stattdessen tradierte Krimimuster wieder und wieder. Es gibt ja auch viel Publikum für solcherlei erwartbare Geschichten mit Happy End. Ich sehe mich mehr auf der noir Seite, was die Auflösung betrifft: Am Ende ist nicht alles gut. Auch versuche ich mich an einem gesellschaftskritischen Zugang. Gerade weil es um Gewalt geht, berührt der Krimi oft die Krisen, die offenen Stellen der Gesellschaft.

Ich bin aber froh, dass dieses Buch jetzt als Roman erschienen ist. Ich spüre in mir diesen inneren Auftrag, die Genres aufzulösen (lacht). Mein erstes Buch war ein historischer Roman, und er ist, auch weil er von einer Frau geschrieben wurde, in der Kitsch-Ecke gelandet. Angeblich hat er dann die Zielgruppe verfehlt, die hat sich mehr romantische Liebesgeschichten gewünscht – und trotzdem saß ich dann mit dem Cover da, auf dem ein Frauentorso abgebildet war und für das ich mich jedes Mal entschuldigt habe, wenn ich aus dem Buch gelesen habe. Es gibt also wirklich unzählige Kategorien und ich hüpfe am liebsten von einer zur nächsten.

Zu deinem Buch: Protagonist ist ja irgendwie dieses „Viennese Weed“, das pilzartig den heimischen Bärlauch befallen hat und beim Verzehr zum – wenn auch wunderschönen –, aber doch zum Tod führt. Hattest du während dem Schreiben reale Substanzen als Vorbild für diese Erfindung im Kopf?

Nein, eigentlich nicht. Ursprünglich lautete ja der Arbeitstitel „Viennese Weed“, und meine Tochter hat gesagt, das findet sie blöd wegen der Assoziation mit „Weed“. Es gibt aber keine Substanz, die damit zu tun hat. Alle Substanzen, die eine ähnliche Wirkung versprechen könnten – dass man stirbt und dabei euphorisch ist –, sind wirklich harte Sachen, die nicht für jeden greifbar sind und die man nicht ohne Weiteres bekommt, Opiate etwa. Meine Vorgabe war aber genau diese schwellenlose Zugänglichkeit. Beim Barbecue mit meinen Kindern und ihren Freunden haben wir gebrainstormt. Der Exfreund meiner Stieftochter ist dann auf die Pilz-Idee gekommen und die habe ich schließlich verfolgt.

Dass ich den Bärlauch als Wirt des Pilzes gewählt habe, liegt daran, dass er im Frühjahr wirklich überall wächst. So ist auch die Geschichte entstanden, dieser befallene Bärlauch hat die Handlung geprägt.

Durch den Pilz sieht er aus, als wäre er tätowiert, richtig?

Genau. Ich habe großartige Anregungen von meiner Expertin bekommen, einer renommierten Mykologin. Sie hat sich zum Beispiel auch den wissenschaftlichen Namen des Pilzes ausgedacht.

Du bist also sehr tief in die Materie abgetaucht.

Ja, sonst mache ich Fehler. Die Expertin hat die Rohfassung auch gelesen.

Es ist wirklich faszinierend: Myzelstrukturen sind wahnsinnig verzweigt, halten ganze Wälder unterirdisch zusammen, verbinden die Bäume. Ich hatte sogar überlegt, eine eigene sporenwelt-Website zu installieren, weil ich über das, was im Buch steht, hinaus noch so viel mehr Material hätte. Das war mir dann aber zu mühselig.


Unlängst habe ich eine Doku über Psychedelika gesehen, in der US-amerikanische Prominente von ihren Erfahrungen erzählt haben. Sting zum Beispiel hat berichtet, dass ihn LSD die im Alltag verdrängte Mortalität wieder bewusst gemacht hat. Wir verdrängen kollektiv, dass wir sterblich sind und gewisse Substanzen erinnern uns wieder daran. Das passt zu deinem Ansatz, oder?

Ja, auf jeden Fall. Obwohl du bei halluzinogenen Drogen ja am ehesten Erfahrungen machst, die mit dir selbst und deinen Ängsten zusammenhängen. Dass der Tod in unserer Gesellschaft verdrängt wird, ist ja klar. Gerade im Zusammenhang mit der Pandemie etwa ist das spannend. Oder auch mit all den Selbstoptimierungstechniken: Man darf nicht altern, nicht alt aussehen, ewige Jugend. Ich plädiere dafür, den Tod ins Leben zu integrieren, ihn als etwas Organisches zu betrachten und Mut zum Altern zu haben. Auch wenn es komisch klingen mag, aber: Der Tod ist nicht so eine große Sache. Er gehört zum Leben dazu, wir werden alle sterben, daran führt kein Weg vorbei. Und was die Drogen anbelangt: Ich glaube, dass solche Substanzen wie Pilze oder LSD in bestimmten Fällen und im geeigneten Rahmen, therapeutisch sinnvoll sein können. Problematisch werden Drogen natürlich, sobald Sucht ins Spiel kommt.

Denkst du, man kann dem Tabuthema Tod mit Unernsthaftigkeit beikommen? Ein Charakter aus deinem Buch etwa, Olga, sitzt im Rollstuhl und ist wegen ihrer Erkrankung MS auf Betreuung angewiesen. Sie hat sich zugleich, oder gerade deshalb einen bissigen Humor als coping mechanism zugelegt. Abgrund und Humor treffen sich hier.

Mir wird ja immer wieder ein „Wiener Schmäh“ zugeschrieben, der jedoch beim Schreiben ganz automatisch einfließt. Humor ist einfach ein Teil des Lebens für mich, das alles lässt sich doch nur mit Humor ertragen. Olga gibt es schon in meinem Buch zuvor, sie ist für mich so real, ich könnte genauso gut gerade mit ihr hier sitzen, Schmäh führen und Kaffee trinken. Ich betrachte meine Figuren wie Freund/innen, stehe nie einer von ihnen negativ gegenüber, verstehe alle.

Gibt es denn diesen „Wiener Schmäh“ wirklich so, den morbiden Humor? Wir Wiener/innen sind ja zugleich auch Weltmeister/innen im Verdrängen …

Ich glaube schon, dass der Tod in Wien mehr Teil der Kultur und des Lebensgefühls ist als woanders. Wo sonst gehen die Menschen auf Friedhöfen spazieren? Genauso wie ich manchmal auf den Wilhelminenberg gehe, gehe ich auch auf dem Hernalser Friedhof spazieren. Da suche ich mir ein sonniges Bankerl und setze mich natürlich auch wie nebenbei mit dem Tod auseinander. Wenn ich einen schönen Namen auf einem Grabstein sehe, dann kann es schon sein, dass mir dazu ein Text einfällt: Hans Nachtnebel hat mir unlängst so gut gefallen.

Und zum morbiden Humor: Meine Krimikolleg/innen aus Deutschland lieben die Merchandise-Artikel der Wiener Bestattung. Da gibt es Turnsackerl, auf denen steht: „Ich turne bis zur Urne.“ Großartig.

Du bist auf dieses Thema gekommen, weil ein Freund von dir verstorben ist. Ein halbes Jahr vor seinem Tod hat er einen Unfall gehabt und dir ein Nahtoderlebnis geschildert, das auch in dieses Buch eingeflossen ist. War das deine Hauptmotivation für diesen Roman?

Wenn dir jemand so etwas schenkt, wenn jemand mit dir so eine Erfahrung teilt, dann kannst du das Autorin nicht liegenlassen. Es ist mir relativ egal, worüber ich schreibe – solange es mich fesselt. Dieser Bericht von meinem Freund ist richtiggehend in meinen innerlichen Kämmen hängengeblieben. Ich kenne sonst niemanden, der so etwas erlebt hat. Er hatte nämlich schon bei seinem „ersten Tod“ gar nichts dagegen zu sterben. Sein Leben hatte eine gute Richtung genommen, er war mit sich im Reinen. Auf diese Weise über den Tod nachzudenken hat mich fasziniert: Wenn das Sterben schön ist, was ist dann eigentlich noch schlimm am Tod? Für mich war es das erste Mal, dass ein naher Freund gestorben ist, und dieses erste Mal ist immer anders, beschäftigt einen immer anders. Das ist das Großartige beim Schreiben: Man muss die Sachen nicht mit sich selbst ausmachen oder zur Therapie gehen, sondern man kann daraus etwas schöpfen, etwas kreieren. Womit ich nichts gegen Psychotherapie gesagt haben möchte. Auch damit habe ich gute Erfahrungen.

Dein Buch war schon relativ weit fortgeschritten, bevor Corona in unser aller Leben kam. Das hat mich bei der Lektüre sehr verwundert, weil du die Stimmung während der Pandemie so gut getroffen hast. Ich nenne sie „Allgemeine Corona-Verzweiflung“. Ist das im Nachhinein noch eingeflossen und entstanden, oder war das Zufall, dass das so gepasst hat?

Es war Zufall. Ich bin nicht esoterisch veranlagt, aber ich denke, wenn man sich in bestimmte Themen tief einarbeitet, dann kommen einem die Dinge entgegen. Auch bei meinem vorletzten Buch „Lügenland“ war es ähnlich. Ich habe – aus Sicht des Buches – rückblickend die Folgen der Flüchtlingsbewegungen beschrieben. Zu dem Zeitpunkt aber, an dem ich das geschrieben habe, waren sie noch nicht passiert. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema habe ich 2014, also ein Jahr zuvor, Politiker/innen befragt, welchen Plan sie im Fall größerer Fluchtbewegungen hätten. Doch wirklich durchdacht hatte das noch niemand von ihnen. Politik ist wohl eher Reaktion als Zukunftsplan.

Manche Themen schwirren um uns herum und sind längst da, noch bevor sie akut werden.

Auch bei deinen zitierten Verschwörungstheoretikern in „Das giftige Glück“? Die vermuten, dass dieser Pilzbefall absichtlich von der Regierung herbeigeführt wurde.

Nein, da muss ich zugeben, dass ich ein Facebook-Posting, das ich in einer Corona-Leugner-Gruppe gefunden habe, fast eins zu eins abgetippt habe. (lacht) Auch Zoë Beck hat in ihrem letzten Buch ein sehr realistisches Post-Pandemie-Szenario beschrieben und ist Ähnliches gefragt worden.

Über Zoë Beck gibt es in der aktuellen Buchkultur ein Porträt!

Ja, eine tolle Kollegin. Wir sind in einem Autorinnen-Netzwerk namens Herland, mit Mitgliedern wie Else Laudan, Simone Buchholz, Anne Goldmann war ebenfalls prägend. Wir sind etwa 20 Frauen – Autorinnen, Übersetzerinnen, Verlegerinnen –, denen feministischer Realismus in der Kriminalliteratur ein Anliegen ist. Wir organisieren auch Podiumsdiskussionen zum Thema. Hoffentlich kann die nächste Veranstaltung stattfinden, die zum Gedenken von Anne Goldmann im März in Stuttgart geplant ist.

Meine letzte Frage an dich betrifft die umstrittenen Triggerwarnungen, die unter anderen auch der Haymon Verlag im Impressum abdruckt. Was hältst du denn davon?

In meiner Wahrnehmung waren es vor allem Autorenstimmen, die sich dagegen ausgesprochen haben. Ich habe damals auf Facebook die Diskussion verfolgt und auch gesehen, dass da über den Haymon Verlag geschrieben wird. Daraufhin habe ich meine Lektorin angeschrieben und gemeint, dass ich für solche Triggerwarnungen eigentlich nichts übrighabe. Literatur soll doch verstören. Noch am selben Tag habe ich mit meinen Töchtern geredet, die sind 27 Jahre alt, und sie haben mir vermittelt, dass sie solche Warnungen wichtig finden. Und wirklich, was stört denn daran? Linda Müller vom Haymon Verlag hat dem hinzugefügt, dass viele Buchhändler/innen sich das gewünscht hatten. Beim Empfehlen von Büchern kann es eine wichtige Information sein, welche Traumata aufgewühlt werden können. Außerdem wird es niemandem aufgedrängt. Es steht im Impressum, da muss man nicht hineinschauen. Und wenn es auch nur einer einzigen Person hilft, ihre traumatischen Erlebnisse nicht wiederzuerleben, hat es sich schon gelohnt. Ich habe meine Meinung also innerhalb von einem Tag geändert.

Nachgestirlt.

Dein Buch in einem Satz?
Stell dir vor, es gäbe eine Möglichkeit, euphorisch zu sterben: Wer würde sterben wollen, wer würde andere ums Leben bringen, wer würde sich etwas zurücklegen, für den Fall …?

Hast du einen Ort in Wien, an den du immer gern zurückkehrst?
Die große Wiese vor dem Schloss Wilhelminenberg, wo man über die Stadt schaut. Drüberschauen ist gut.

Zu unrecht unbekannte, oder zurecht bekannte Autor/innen?
In der zweiten Kategorie natürlich Zoë Beck, Simone Buchholz, Denise Mina, zuletzt übersetzt von Karen Gerwig. Hanya Yanagihara, Clemens Setz, um mal einen Mann zu nennen, zahllose andere. Unter jene, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, rechne ich Anne Goldmann, die großartig verstörende Krimis geschrieben hat. Es fühlt sich nicht ganz richtig an, hier einige herauszugreifen, wo es doch so viele gibt, die ich schätze.

Analog oder digital?
Beides. Wobei ich lieber ein Buch in der Hand habe.

Zu welcher Tageszeit schreibt es sich für dich am besten?
Von 13 Uhr bis 19 Uhr.

Hast du Neuerscheinungen, auf oder über die du dich freust?
Ellen Dunn, „Boom Town Blues“; Hanya Yanagihara – „Zum Paradies“; Abbas Khider – „Der Erinnerungsfälscher“.


Gudrun Lerchbaum, geboren 1965 in Wien, wuchs in Wien, Paris und Düsseldorf auf. Nach dem Studium der Philosophie studierte sie in Wien Architektur und übte mehrere Jahre den Beruf als Architektin aus. Nach zahlreichen Texten und Kurzgeschichten erschien 2015 ihr erster Roman „Die Venezianerin und der Baumeister“ (Aufbau). 2016 und 2018 folgten „Lügenland“ (Pendragon) und „Wo Rauch ist“ (Argument-Ariadne). „Das giftige Glück“ ist ihr insgesamt vierter Roman und erscheint bei Haymon. Für ihr Werk erhielt Lerchbaum diverse Auszeichnungen und Stipendien, u.a. der Stadt Wien.