Anita Albus gibt in »Blitzlichter« einen Eindruck der Tagebücher der Brüder Goncourt. Bild: Felix Nadar/gemeinfrei.


Alle an Literatur Interessierten kennen den Namen »Goncourt« vom wohl berühmtesten jährlich verliehenen französischen Literaturpreis. Jean Claude Sulzer brachte einem in »Doppelleben« (BK 203) das Leben dieses Brüderpaares aus dem 19. Jahrhundert einfühlsam näher. In die Literaturgeschichte sind die Brüder durch ihre 1851 begonnenen und 1896 beendeten Tagebücher eingegangen. Erst 1956 konnte das vollständige »Journal« (5000 Seiten in 22 Bänden) erscheinen. Eine vollständige Übersetzung ins Deutsche kam 2013 in elf Bänden mit insgesamt 7.080 Seiten bei Zweitausendeins heraus.

Soweit das Bibliografische, nun aber zum oft auch skandalösen Inhalt. Vergisst man die grundsätzliche Frage, ob denn das alles veröffentlicht werden oder ob es privat hätte bleiben sollen, erwartet einen in »Blitzlichter« reines, ungehemmt voyeuristisches Lesevergnügen. Albus hat aus den tausenden Seiten in »flüchtig hingehuschten Skizzen und breit ausgeführten, detaillierten Genrebildern« 77 Figuren herausgeschält, darunter viele prominente Namen, die uns Heutigen noch durchaus bekannt sind, zum Beispiel: Baudelaire, Degas, Dumas, Flaubert und Zola. Sie lässt einen beim Lesen diese Euphorie und das Hochgefühl der Brüder spüren, wenn sie des Nachts aus der »Welt« nach Hause kamen, um das Erlebte in ihrem Tagebuch festzuhalten, wobei ihnen das Wichtigste war, über andere schlecht zu reden und alles, aber auch wirklich alles bis ins intimste Detail festzuhalten.

Edmond und Jules de Goncourt, Anita Albus (Hg.)
Blitzlichter. Aus den Tagebüchern der Brüder Goncourt
Ü: Anita Albus
Galiani, 352 S.