„Poetisiert euch“ lautet die Botschaft des Verlagshaus Berlin, einem unabhängigen kleinen Haus, das vornehmlich Lyrik und Illustrationen publiziert und das sein Motto schon lange in die Tat umgesetzt hat: Mit einem sogenannten „Lyrik-Abo“ bucht man sich unkompliziert eine Lyrik-Flatrate ins Haus und bekommt regelmäßig die laufenden Titel aus dem aktuellen Programm ins Postkasterl. Im Jahr sind das sieben bis acht Lyrik-Bändchen, lässt sich auf der Website in Erfahrung bringen, und wer so ein Abo bereits hat, dem ist vermutlich Rasha Habbal und ihre Gedichte „Die letzte Frau“ schon untergekommen.
Rasha Habbal ist in Hama (Syrien) geboren, sie lebt und arbeitet in Trier. Der neue Gedichtband, ein dünnes Heftchen mit Gedichten auf Deutsch auf der einen Seite und Arabisch auf der anderen, ist mittlerweile ihr zweiter. „Du schläfst/ hast vergessen, dass Krieg weiblich ist“, schreibt Habbal eindrücklich und „Warum riecht Krieg nach Kälte?“ Es ist ein Reigen von Weiblichkeit, Krieg, Tür und Schloss, Soldaten als Liebhaber und Kleidungsstücken als Rüstung, den Habbal sich dichterisch erschließt – vor dem Hintergrund der syrischen Revolution 2011, dem Bürgerkrieg und auch ihrem Leben in Deutschland. Ihre Wahrheiten, ihre Analogien von Krieg und Intimität ziehen sich als gegeben durch diesen schmalen Band, hinterlassen gemeinsam mit dem unmittelbar angrenzenden arabischen Wortlaut einen scharfen Nachgeschmack. Rasha Habbal malt uns vertraulich Bilder in die Fantasie, starke Bilder zwischen Liebe und Krieg, zwischen bekannt und unbekannt, zwischen Gewalt und Zärtlichkeit. (Illustration: Jorghi Poll)
Rasha Habbal, „Die letzte Frau“ (Verlagshaus Berlin)
Ü: Anke Bastrop & Filip Kázmierczak, 40 S.