2016 gratulierte Buchkultur Georg Bydlinski mit einem Porträt zum 60. Geburtstag. Zum halbrunden Geburtstag 2021 erscheint mit „Flüchtiges Fest“ jetzt eine kunstvoll gestaltete Sammlung neuer Gedichte. Zeit, auf das Werk des vielseitigen gebürtigen Grazers, in der Nähe von Wien lebenden Autors noch einmal zurückzublicken. Foto: Literaturedition Niederösterreich.


Vor fünf Jahren schrieb ich über den Autor von über 60 Kinderbüchern, von über 20 sogenannten Erwachsenenbüchern, von Liederbüchern (mit Tonträgern) und sogar indianischen Weisheiten, schrieb ich also einen Artikel über den vielbeschäftigten und auch geschäftigen Autor Georg Bydlinski. Dass er unter anderen den Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik und wenige Jahre drauf den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur verliehen bekam, zeichnet bereits einen Zweig seiner literarischen Tätigkeit aus. Eine weitere ist natürlich die Lyrik für Erwachsene, das heißt: für alle. Das beginnt früh, etwa 1984 mit dem Band „Hinwendung zu den Steinen“ (Herder), oder – vorher – 1981 der Band mit vielsagendem Titel „Die Sprache bewohnen“ (J&V). Nun ist der Autor Bydlinski runde 65 Jahre geworden – Auguri! Dass er dazu einen schönen schmalen Band Lyrik in der Edition Thurnhof herausbrachte, macht Freude. Nicht nur Lyrik-Afficionados, denn der Band ist mit Farblithografien von Michael Roher versehen – ein gelungenes Kunstwerk.

Flüchtiges Fest

Und dass er bei den „Indianischen Weisheiten“ viel mit der bedeutenden Autorin Käthe Recheis zusammenarbeitete, ist mir auch heute noch einmal wichtig festzuhalten. Recheis nämlich engagierte sich für die Belange der indigenen Bevölkerung und gründete dabei den Verein zur Unterstützung von Indianerschulen. „Das Entchen und der große Gungratz“ entstand aus dieser Zusammenarbeit. Eine runde Sache also ist das Werk des Georg Bydlinski, mit Empfehlung gesagt!

Soeben erschienen: Georg Bydlinski, Flüchtiges Fest (2021), Offsetfarblithografien von Michael Roher, Edition Thurnhof, 40 S.


Foto: Birgit Bydlinski

Wann Worte wichtig sind

Er ist ein international bekannter Autor – Georg Bydlinski. Er schreibt für Kinder und Jugendliche ebenso eloquent wie für Erwachsene. Jetzt ist er 60 geworden. Eine längst fällige Würdigung des Autors und seines Werks.

Von Nils Jensen, aus: Buchkultur Österreich Spezial, Herbst 2016


Er hat bislang 59 Kinderbücher veröffentlicht, 21 Bücher für Erwachsene, dazu acht indianische Weisheiten, 11 Liederhefte plus Tonträger, das macht alles in allem an die hundert eigenständige Publikationen. Ein Vielschreiber, und ein konsequenter dazu!

In einem frugalen Band, der zu seinem runden Geburtstag in der Literaturedition Niederösterreich erschien, stellt Herausgeberin Inge Cevela fest: „Mit diesem Band kann erstmals eine Werkschau über seine jahrzehntelange Arbeit des Schreibens vorgelegt werden. Ein Schreiben in Form von Erzählungen, Geschichten, Liedern und Übersetzungen.“

Und fährt fort: „Ein Schreiben, das für ihn selbst immer Kommunikation ist.“ Dazu gibt es Beiträge u. a. auch zu seinen zahlreichen Workshops mit Kindern. Und zu seinen vielen Lesungen (weit über 5000 im Laufe der Jahre). Nette Abrundung des über 250 Seiten dicken Bandes, dem Cevela den bezeichnenden Titel „Wann Worte wichtig sind“ gegeben hat, ist eine beigefügte Audio-CD mit den von und mit Kindern gestalteten Ohrenklick-Aufnahmen.

In einem Werkstattbericht, den Bydlinski zum Vorwort seines Bandes „Podium Porträt 88, neue Gedichte und ausgewählte Kinderlyrik“, geschrieben hat, stellt er eingangs fest: „In einer Zeit wachsender Wort-Entwertung durch lautstarke Werbeslogans und politische Leerformeln ist es gut, über das Thema Sprache in all ihren Facetten nachzudenken. Es geht letztlich nicht mehr und nicht weniger als um das, was uns Menschen zu Menschen macht. Die Sprache ist nicht unser – mit jedem Trend zu wechselndes – Kleid, sie ist unser Wesen. Wer die Sprache verzweckt, ihres Eigentums beraubt, raubt ihr und sich selbst etwas Wesentliches.“

Nun, der 1956 in Graz geborene und seit langem in Mödling lebende Bydlinski hatte zu Anfangszeiten eigentlich Anglistik, Amerikanistik und Religionspädagogik an der Wiener Universität studiert, brav mit dem Magisterium abgeschlossen. Währenddessen fing er mit dem Schreiben an. Und mit dem Herausgeben von Büchern: In der damals kleinen – und von ihm mitbegründeten – Edition Umbruch gab er die beiden bedeutend gewordenen Anthologien „Unter der Wärme des Schnees“ und „Übermalung der Finsternis“ heraus, beide der Lyrik gewidmet. Dazu veröffentlichte er Beiträge in Anthologien und Zeitschriften, im Rundfunk, hielt eben bislang über 5000 Lesungen und Workshops in Österreich und im benachbarten Ausland ab, seine Bücher sind in diverse Sprachen übersetzt worden, einige Gedichte aus eigener Feder hat er selbst vertont.

Dass Georg Bydlinski nicht nur ein Autor von Rang, sondern auch ein Homo politicus ist, beweisen seine langjährige Tätigkeit im Vorstand des Berufsverbandes der Autoren (IG Autorinnen Autoren) sowie seine Mitgliedschaften bei gewichtigen literarischen Vereinigungen wie etwa Podium oder Grazer Autorenversammlung.

Und dass er eine besondere Nähe zu einer Kollegin hatte, der gerühmten Käthe Recheis, sei hier besonders erwähnt: Gemeinsam haben die beiden jene einem französischen Märchen nachempfundene Geschichte „Das Entchen und der große Gungatz“ geschrieben. Ein in mehreren Ausgaben erschienenes Buch, das ein Klassiker der heimischen Kinderliteratur genannt werden darf. (Die beiden haben sich vor allem über die indianische Lebenssicht kennen und schätzen gelernt.)

Nun zurück zum Anfang, wann Worte wichtig sind: „Kopf und Gefühl“, schreibt Bydlinski, seien „Wesen der Sprache, Wesen des Menschen“. – Tanti auguri, lieber Georg!


Bydlinski Bücher 2016

Georg Bydlinski, 1956 in Graz geboren, in der Steiermark, im Rheinland und im Wiener Raum aufgewachsen, lebt mit seiner Familie in Mödling bei Wien. Er studierte Anglistik und Religionspädagogik an der Wiener Universität und ist seit 1982 freier Schriftsteller. Seine Arbeitsbereiche sind Lyrik, Prosa, Kinderliteratur und Übersetzung.


Georg Bydlinski
Wir träumen uns ein Land
Ill.: Monika Maslowska
Tyrolia, 74 S.

Inge Cevela (Hg.)
Wann Worte wichtig sind. Georg Bydlinski und sein Werk für Kinder und Erwachsene
Literaturedition Niederösterreich, 256 S. (+ Audio-CD)