Die historische Krimi-Welt hat eine neue Ermittlerin aus Wien. Foto: Michaela Pink


In der Reichshauptstadt herrscht noch der alte Kaiser, der Adel gibt den Ton in politischen wie kulturellen Dingen an, und neue Kunstrichtungen streben nach Klarheit, neuen Klängen, Farben und Formen. Dies ist die eine Seite eines Wiens im Jahr 1906. Die andere Seite ist geprägt von bitterer Armut, Kriminalität und einem leise erwachenden Selbstbewusstsein der Frauen.

Eine dieser armen wie selbstbewussten Frauen ist die blutjunge Liliane Feigl, Lili genannt. Sie lebt vom Stehlen oder dem Fälschen von Dokumenten, besitzt zeichnerisches Talent sowie einen wachen Verstand. Gleich zu Beginn des atmosphärischen und kurzweiligen Kriminalromans wird sie am Markt von der Polizei erwischt und von einem genauso strengen wie gutaussehenden Kriminalbeamten, dem verarmten Adeligen Max von Krause, verhört. Für Lili wendet sich das Blatt, als sie durch einen Zufall des Schicksals in der Wiener Werkstätte als Putzfrau zu arbeiten beginnt. So schnuppert sie in die Welt des Jugendstils und in die der für die Werkstätte arbeitenden Frauen. Lili empfindet unbekanntes Glück durch ihre neue Tätigkeit und die neue Lebenswelt, bis fast vor ihren Augen zwei Morde geschehen. Max von Krause tritt wieder auf den Plan und Lili unterstützt seine Nachforschungen auf eigene Faust.

Lokalkolorit, atmosphärische Szenen, witzige Dialoge sowie pittoreske Beschreibungen machen diesen erfrischenden Krimi, der hoffentlich Auftakt einer neuen Serie ist, aus. Vergnügliche Krimilektüre, die tief in das historische Wien eintaucht.

Beate Maly
Mord in der Wiener Werkstätte
emons, 248 S.