Eshkol Nevo, einer der im deutschen Sprachraum erfolgreichsten israelischen Autoren, schrieb mit „Trügerische Anziehung“ einen Roman in drei Teilen. Foto: Bogenberger Autorenfotos.


Es kann in diesem 2021 entstandenen Roman nicht die Rede davon sein, was am 7. Oktober 2023 die israelische Welt veränderte. Der Lockdown war für den Autor schon Herausforderung genug, und so schuf er zwei Männer und eine Frau, gab ihnen und ihren Verwirrungen je ein Kapitel in seinem Buch. Der Schlagzeuger Omri ist der Erzähler in »Die Straße des Todes«, dem Arzt Ascher Caro wird in »Familiäre Vorbelastung« ein Ereignis in seiner Jugend zum Verhängnis, und in »Ein Mann trat ins Paradies« verliert Chelli ihren Mann. (Für das israelische Original wurde der Titel dieses letzten Abschnittes gewählt, der dem Ganzen – im Gegensatz zur deutschen Fassung – doch eine andere, vielleicht positivere Richtung gibt.) Es sind intensive, erotische Beziehungen, in die Eshkol Nevo seine handelnden Personen hineinfallen lässt. Dazu kommen dann auch noch die familiären Probleme, der Stress, den die Jungen sehr oft nach dem Ende ihres Militärdienstes haben und machen. Das Ambiente spiegelt israelischen Alltag wider, für die vielleicht erwarteten Berichte über politischen Spannungen ist kein Platz in Nevos Buch. Dafür spielt Musik bei all diesen trügerischen Anziehungen eine große Rolle, im Anhang gibt es auch eine Playlist zum Nachhören. Es ist sehr oft schon recht konstruiert, was sich der Autor da hat einfallen lassen, dennoch schafft er es immer wieder, einen zum Weiterlesen zu bewegen, weil man einfach wissen will, wie er das, was er sich ausgedacht hat, lösen wird. Und seine Lösungen haben es in sich.

Eshkol Nevo
Trügerische Anziehung
Ü: Ulrike Harnisch
dtv, 304 S.