Ethnobotanisches Wissen als Waffe gegen Klimawandel und Verlust von Biodiversität. Fotos: Kunstmann Verlag.
Kevin Hobbs, Pflanzenzüchter und Autor (»Die Geschichte der Bäume«), beschäftigt sich schon lange mit der Frage: Wie dem Klimawandel begegnen? Zusammen mit dem Waldökologen Artur Cisar-Erlach (»Der Geschmack von Holz«) hat er in der Ethnobotanik einen Schatz aus essbaren Pflanzen entdeckt, die unter widrigsten Umständen, sogar auf kontaminierten Böden, gedeihen, das natürliche Gleichgewicht des Substrats wieder herstellen und nährstoffreiche Früchte, Samen oder Wurzeln produzieren – eine zu entdeckende kulinarische Vielfalt!
Die Autoren denken global, man sollte sich nicht daran stoßen, dass relativ wenige »europäische« Pflanzenarten vorgestellt werden. Es geht nicht darum, exotische Früchte per Luftfracht hin- und her zu schicken, sondern Neues ohne schädigenden Eingriff in die bestehende Flora einzugliedern. Denn: Die klimatischen Veränderungen werden rasanter, die Folgen drastischer, den einheimischen (Kultur-)Pflanzen bleibt keine Zeit, sich anzupassen. Gurganyan dagegen, eine Akazienart, gedeiht praktisch überall; Funkien sind Bestandteil der traditionellen japanischen sansai-Küche (»Berggemüse«); die Erdbirne (Erdnuß) mit Knollen in Avocado-Größe ist platzsparend im Anbau, weil sie sich an anderen Pflanzen emporrankt.
Noch ist das Kultivieren von Breiapfelbaum und Austernpflanze Utopie, aber Olivenöl aus dem Burgenland war es bis jetzt auch. Und unbestritten braucht es Konzepte, einen Plan B als Vorbereitung auf das nicht mehr Aufzuhaltende, so radikal es im Moment klingen mag.
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Kevin Hobbs, Artur Cisar-Erlach
Pflanzen essen. 70 nachhaltige Pflanzen, die unsere Zukunft retten
Ü: Alexandra Titze-Grabec
Kunstmann, 208 S.