Verletzlicher Alltagspop als Lyrikdebüt.


Sirka Elspaß legt mit »ich föhne mir meine wimpern« ihr Debüt vor, aber ihr Name macht schon länger in der Lyrikwelt die Runde. Mit einer intelligenten Onlinepräsenz schaffte sie es, Lyrik auf Instagram zu holen. Jetzt liegen ihre Texte gedruckt vor: Mit einer Sprache, die sich anfühlt wie ein schnell getippter Post und einer Alltagsnähe, die klingt wie eine Sprachnachricht, distanziert sich Elspaß’ ästhetisches Programm von der verschulten Art von deutschsprachiger Gegenwartslyrik, die sich im Sprachspiel verliert. Das lyrische Ich hat den Daumen auf dem Puls der sozialen Medien: »es gibt einen neuen trend /bei instagram« und was darauf folgt, klingt wie während eines Lockdowns neu angefangene Hobbys. Nicht immer gehen diese Alltagsbeobachtungen im Gedicht auf, immer wieder verlieren sich die Verse in kleinen Truismen. In den stärksten Momenten aber scheint neben der latenten Ironie und Distanz eine radikale Klarsicht durch, die die Texte aufbrechen lässt. Stellen wie »so I ask google the thing you do not ask in public /how to curse your rapist /es gibt foren dazu« schlagen ein wie Blitze, die im Kontrast zu den sanften und oft sehnsüchtigen Alltagssituationen stehen. Dem Thema »Mutter« sind ganze zwei der vier Teile des Bands gewidmet – auch hier zeigt sich das poetische Potenzial von Elspaß’ Sprache, messerscharfe Analysen verwebt mit ehrlicher Verletzlichkeit: »mutter wer macht mich jetzt /erwachsen«.

Sirka Elspaß
ich föhne mir meine wimpern
Suhrkamp, 80 S.