Garten, Balkon, Terrasse oder auch das topfbestückte Fensterbrett warten ungeduldig darauf, vom schützenden Winterreisig befreit zu werden, die vorwitzigen Frühblüher haben sich ohnehin längst ihren Weg an Luft und Licht verschafft. (Foto: Marion Nickig)


Neue Gartenratgeber sprießen verlässlich wie die Schneeglöckerl und läuten ihre Tipps ein. Die Autorinnen von „Ein Garten, zwei Ideen“ erklären anhand schöner Fotos, ansprechender Zeichnungen und hilfreicher Pflanzenlisten, dass nicht die Größe des vorhandenen Raums ausschlaggebend für eine gelungene Gestaltung unter freiem Himmel ist. Mit der Versicherung „100 Lösungen für jedes Budget und jedes Grundstück“ lassen sie sich beispielsweise auf Vorgärten als Visitkarte des Hauses ein und beweisen, dass auch eine wenig ansprechende Mülltonne, ein klobiger Briefkasten elegant in ein durchdacht angelegtes Entree integriert werden können.

Auch im Band „Kleine Gärten, große Liebe“ werden die Vorzüge des platzmäßig nicht Ausufernden beleuchtet – das Gemütliche, Intime kommt in einem kleinen Garten völlig selbstverständlich zum Tragen, während in großen Anlagen künstliche Unterteilungen geschaffen werden müssen, um Inseln des Wohlfühlens zu schaffen. Mit ein wenig Gespür und der Lektüre professioneller Tipps wird auch der schmale Garten vom Dünkel des „bloßen Schlauchweges“ befreit und kann optisch erweitert werden.

Adam Frost bietet mit seinem Band „So geht Gartengestaltung“ kreative Ideen und praktische Anleitungen – die allerdings schon mehr an Handwerksgeschick verlangen, als das Einpflanzen, Aussäen oder liebevolle Arrangieren von Töpfen und Kübeln auf einer selbst gestalteten Etagere. Die Eckpunkte in diesem Band beziehen sich auf die Grundsatzfragen: Für welche Personen soll der Garten welche Bedeutung haben, wie finden angehende Gärtner/innen ihren eigenen Gartenstil und wie funktioniert das erfolgreiche Zusammenführen von Pflanzen und Bodenbeschaffenheit auf dem zur Verfügung stehenden Areal.

In Summe gilt: Es zählt nicht die Flächenausdehnung eines Gartens, um ihn zum persönlichen Schatzkisterl zu machen, es kommt auf gartelnde Freude, Begeisterung und die Liebe zu allen, die darin herumschwirren, zwitschern und wuseln an.


Die Bücher:

Adam Frost, „So geht Gartengestaltung“ (DK Verlag), Übers. v. Reinhard Ferstl, 256 S.

Mein schöner Garten (Hg.), „Ein Garten – zwei Ideen“ (Callwey), 208 S.

„Kleine Gärten, große Liebe“ (Reader‘s Digest), 264 S.


Gebäudegrün

Ein antikes Weltwunder dient den Architekten unserer Tage zur Inspiration im modernen Städtebau. (Foto: Ingenhoven Architects)

Die Aufklärung gleich einmal zu Beginn: Der Begriff „hängende Gärten“ im Zusammenhang mit Babylon ist falsch. Wenn es denn diese Gärten überhaupt gegeben hat, dann waren das auf einem Unterbau ruhende Anlagen. Der Kunsthistoriker Stefan Schweizer gibt in seinem Buch „Die Hängenden Gärten von Babylon“ (Wagenbach, 240 S.) einen detaillierten Überblick, von den ersten schriftlichen Zeugnissen vor über 2000 Jahren bis hin zu den Auswirkungen auf die Architektur unserer Tage. Er geht den antiken Textquellen nach, er erforscht die Bildgeschichten und verfolgt dann über die Jahrhunderte hinweg die Weltwunder-Wirkmacht, auch in Zusammenhang mit der mythischen Figur der Semiramis. Er weist auf die Erkenntnisse des deutschen Archäologen Koldewey im ausgehenden 19. Jh. hinsichtlich Standort und Struktur der Gärten hin. In einem abschließenden Kapitel geht der Publizist Frank Maier-Solgk der Hortitectur, der Geschichte der Vereinigung von Architektur und Gartenkunst, im 21. Jh. nach, die eine Verschränkung von Natur und Stadt weg vom Exklusiven hin zur öffentlichen Nutzung anstrebt. (Konrad Holzer)


Gärten, wohin man schaut

Gartengestaltung hat sich verändert – das Bedürfnis nach organischem ist geblieben.

Vielleicht hat sich die Sehnsucht nach dem Erdigen, Geerdeten in der Hektik unserer Tage sogar noch verstärkt. Bis vor geraumer Zeit hätte man vielleicht das Urban Gardening als lächerliche Idee abgetan – mittlerweile hat sich diese aber, von der liebevollen Bepflanzung einer Rabatte, in der ursprünglich ein einsamer Stadtbaum vor sich hin wuchs bis zum gemeinschaftlichen Pflegen von Hochbeeten mitten im Stadtgetriebe durchgesetzt. Die Gartenspezialistin Abbye Churchill aus Brooklyn hat sich auf der ganzen Welt nach innovativen, kreativen Ideen der modernen Gartengestaltung umgesehen. Je nach Bodenbeschaffenheit, Klima und Platzangebot hat sie sich bei Gartengestalter/innen über die Schönheit von Nutzgärten, begrünte Wände, vertikale Gärten, die Verbindung von Architektur und Natur und nachhaltige Ökosysteme, in denen vor allem Wasser und einheimische Bepflanzung eine Rolle spielen, informiert und den inspirierenden Band „Der Garten Eden. Lebendige Gärten in der Stadt und auf dem Land“ (Gestalten, 256 S.) zusammengestellt.

(Foto: Yuri Seródio/Gestalten)

Überbordend wie eine Glyzinie

Eine gebildete Autorin und ausgebildete Gärtnerin erzählt Zauberhaftes.

Helga Schütz’ eigene Geschichte, selbstredend eng mit ihrer Lehrzeit in der ehemaligen DDR verbunden, kommt in „Von Gartenzimmern und Zaubergärten“ (Aufbau, 199 S.) zur Sprache, wie sie auch Pflanzennamen sprechen lässt und Leser/innen informiert, wie die Legendenbildung dem Bleiwurz, den Himmelschlüsseln oder dem Amaranth zu ihren Bezeichnungen verhalf. Sie bringt nicht nur berühmte Gärtner und Botaniker vor den Vorhang, sondern zitiert sich – immer in Verbindung mit den Gewächsen, die sie liebt – durch die (klassische) Literatur, bildende Kunst, Oper und Märchen. In einer kleinen Rosenkunde wird der berühmten Gloria Dei besondere Aufmerksamkeit zuteil, die Blaue Blume der Romantik wird von der Gärtnerin als Rittersporn decodiert. Von Festen vor der Orangerie im Park von Sanssouci ist genauso die Rede wie von überraschenden Experimenten im eigenen Garten, in dem es natürlich Quartiere für Winterschläfer gibt – und vieles mehr. Ein schönes und schön illustriertes Bilder- Lesebuch – nicht nur für Gartenfans.