Nachhaltigkeit, Ressourcen schonen, Entschleunigung. All diese Themen sind nun auch in der Reiseliteratur angekommen. (Foto: Franck Michael/CC BY-NC-SA 2.0)


Klimawandel, Fridays For Future, Pandemien. Leicht hat es der/die umsichtige Reisewillige ja derzeit nicht. Was, wenn es einen aber trotz allem in die Ferne zieht und man dabei einen achtsamen, nachhaltigen Urlaub vor Augen hat? Diesen Urlauberinnen und Urlaubern kann geholfen werden, denn auch diese relativ neue Zielgruppe will mit Reiseliteratur gefüttert werden, zumal das world wide web mit tausenden spezialisierten Reiseblogs lockt. Michaela Harfst und Dirk Engelhardt sind selbst Reiseblogger/innen und legen nun mit „Nachhaltiges Reisen. Die besten Ideen für Europa“ einen analogen Reiseführer vor, der dem CO2-lastigen Reisen eine klare Absage erteilt. Ob zu Wasser, auf Rädern oder zu Fuß: Die beiden warten mit 296 Tipps und Tricks auf und teilen ihre entschleunigten Reiseerfahrungen. Herausgekommen sind dabei gut umsetzbare, praktische Ratschläge, und das erfreulicherweise für jedes Geldbörsel.

(Foto: Dirk Engelhardt-DuMont Verlag)

Praktisch geht es auch Johan Idema mit „Richtig reisen – mehr erleben“ an. Seine (für Reisefreudige mit schlechtem Gewissen) beruhigende Devise: „Verreisen ist menschlich. Es geht darum, die üblichen Routinen und Verhaltensweisen abzulegen.“ Insofern ist der Originaltitel „How to be a better Tourist“ im Grunde auch stimmiger als die deutsche Übersetzung. Idema zeigt Möglichkeiten auf, das Beste aus dem Urlaub herauszuholen, ohne die Seele des Reiseziels zu schädigen. In 28 Kapiteln gibt der Niederländer Anregungen, wie man dem Urlaubsstress vor Ort entfliehen kann und beantwortet auch die für ein Buch zum Thema Reisen doch eher ungewöhnliche Frage, wann es sinnvoll ist, einfach zuhause zu bleiben.


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Zuhause bleiben oder nicht? Diese Frage stellt sich auch Claudia Endrich in ihrem sehr persönlichen Reise- bzw. Besser-Nicht-Reisebericht. „Sieben Tage Südamerika – und ich habe tatsächlich keine Lust darauf“, heißt es gleich zu Beginn. In ihrem Buch „Das nächste Mal bleib ich daheim“ reflektiertdie gebürtige Vorarlbergerin während einer ausgedehnten Südamerikareise über eigenes Reiseverhalten, welches heutzutage so typisch ist für ihre Generation. Ob Erasmus-Semester im Ausland oder Freiwilligendienste bei Hilfsorganisationen: Ohne „Auslandsaufenthalt“ im Lebenslauf hat es die Generation Praktikum heutzutage einfach schwerer bei der Stellensuche. Dabei sei die Welt der adoleszenten Weltreisenden ohnehin ein Mikrokosmos, das Kennenlernen von Land und Leuten eher die Ausnahme, als die Regel, so Endrichs kluges Resümee. Denn große Reisen dienen vor allem unserem Ego. Das Notwendige an Horizonterweiterung und Perspektivwechsel könne man, so die Autorin, im Umkreis von 1500 Kilometern genauso erleben.


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Ein eher klassischer Reiseführer ist hingegen „Zug statt Flug“. Verschiedene, allerdings nur von Deutschland aus gut erreichbare Städten werden hier vorgestellt, inklusive Tipps für eine CO2-sensible Fortbewegung und Bio-Restaurants in jeder der 52 vorgestellten Destinationen. Tunlichst vermieden wird allerdings das Thema Zeit. Denn auch ein höheres Zeitbudget muss man sich als Reisende/r heutzutage erst einmal leisten können.


Die Bücher:

Claudia Endrich, „Das nächste Mal bleib ich daheim. Umweltbewusstsein im Gepäck“ (Edition Atelier), 240 S.

Dirk Engelhardt, Michaela Harfst, „Nachhaltiges Reisen. Die besten Ideen für Europa“ (DuMont), 250 S., erscheint am 14. April

Johan Idema, „Richtig reisen – mehr erleben“ (Laurence King), 128 S.

„Zug statt Flug. 52 klimabewusste Kurztrips in Europa“ (Kunth), 312 S.