Eine indigene Naturkundlerin erzählt die Geschichte der Moose.
Robin Wall Kimmerer ist Pflanzenökologin, Angehörige eines Stammes der Potawatomi und macht es sich zur Aufgabe, das traditionelle ökologische Wissen der indigenen Völker mit moderner Umweltwissenschaft zu verbinden. So verspricht sie im Vorwort zu »Das Sammeln von Moos« sowohl indigenem Wissen als auch empirischer Information Raum zu geben, Materie und Geist Seite an Seite gehen »und manchmal auch miteinander tanzen« zu lassen. Ihre Geschichte von Natur und Kultur der Moose fasziniert inhaltlich genauso wie formal. Dazu hat sie noch das sprachliche Vermögen, einem dieses Wissen zu vermitteln. Und wie! Der Übersetzer Dieter Fuchs, der auch als Musiker tätig war, hat dann auch das entsprechende Gefühl, die Genauigkeit und Schönheit ihrer Sprache ins Deutsche zu bringen, zum Beispiel dort, wo sie vom Zusammenhang zwischen Sehen und Hören schreibt und wie wichtig es ist, die richtigen Worte zu finden. Sie weiß, dass es weltweit um die 22.000 Moos-Arten gibt und beschreibt genau die Grenzschicht, wo Erde und Atmosphäre, Luft und Land in Kontakt kommen. In dieser von ihnen gewählten Umgebung sind die Moose unbestrittene Herrscher. Seien das Felsen, Bäume oder Moore. Auf der schwimmenden Moor-Oberfläche beginnt sie dann – wie im Vorwort versprochen – zu tanzen. Das Buch ist in grüner Farbe gedruckt, grün ist die Schrift und grün sind die ganzseitigen Moos-Bilder. Grün ist auch ihr Gedanke, irgendwann einmal so mutig zu werden, »uns zu beschränken und so bescheiden zu leben wie die Moose.« Und so ist »Das Sammeln von Moos« wieder ein besonders schönes Exemplar der von Judith Schalansky herausgegebenen Naturkunden-Reihe.
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Robin Wall Kimmerer
Das Sammeln von Moos. Eine Geschichte von Natur und Kultur
Matthes & Seitz Naturkunden, 220 S.