Was die Pflanzenwelt uns im Umgang mit der Natur lehrt.


Was für ein Riesenzufall es doch ist, dass Pflanzen auf unserem Planeten wachsen! Hansjörg Küster, Professor für Pflanzenökologie am Institut für Geobotanik der Leibniz Universität in Hannover, beginnt seine Entdeckungsreise durch die Welt der Pflanzen mit einem Staunen. Ein Staunen darüber, dass die Bedingungen – nämlich die richtigen Temperaturen, Wasservorkommen und Sonnenlicht – auf der Erde in genau dieser Form vorhanden waren. Denn ein Leben ohne Tiere wäre vorstellbar, eines ohne Menschen ebenso, Pflanzen aber sind essenziell. Ein wesentliches Merkmal, auf das Küster zu Beginn immer wieder pocht, und vielleicht auch der Grund, warum er es sich zum Forschungsobjekt erkoren hat: Pflanzen haben keinen Willen. Oder wie Schiller es formulierte: »Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren: Was sie willenlos ist, sei du es wollend – das ists!«

Durch die wunderbare Welt der Flora führt der Pflanzenökologe in historischer Reihenfolge: Mehrere Millionen Jahre geht er in der Erdgeschichte zurück, dahin, wo vermutlich die ersten pflanzlichen Einzeller als Vereinigung von Mikroorganismen ihren Ausgang genommen haben. Entdeckt wurde die Zelle allerdings erst um 1600, als die ersten Mikroskope in die Wissenschaft Einzug hielten. Weiter führt Küster über die Entstehung erster Landpflanzen bis hin zu Samen und Früchten und schließlich zur menschlichen Urbarmachung in der Gartenkultur, die Nutzung von Heilpflanzen und Gewürzen etwa durch Hildegard von Bingen. Besonders aufschlussreich: sein Vorschlag, uns im Umgang mit dem Klimawandel an den Pflanzen zu orientieren.

Hansjörg Küster
Flora. Die ganze Welt der Pflanzen
C.H.Beck, 224 S.