Wie Großbritannien vor dem großen Geld auf die Knie fiel und andere Bestechlichkeiten


2018 publizierte der preisgekrönte Journalist Oliver Bullough sein Buch »Moneyland« – und bot zu diesem Buch über Diebe und Betrüger und wie die Menschen sich die Welt von diesen zurückholen könnten, Stadtführungen in London an, »kleptocrat tours«. Die Route führte durch sündteure Bezirke wie Mayfair und Knightsbridge entlang der Stadtvillen von Diktatorenschergen und Tyrannenadlaten, die ihre Heimatländer finanziell ausgesaugt hatten.

Nun widmet er sich ganz Britannien als servilem »Butler« von Steuervermeidern und anderen dubiosen Figuren, den »shady people« (Somerset Maugham). Wer meint, dies sei junge Zeithistorie, die erst nach 1990 einsetzte, als die Sowjetunion implodierte und die industriellen Hinterlassenschaften brutal wie skrupellos unter einer Handvoll, jäh zu märchenhaftem Reichtum gelangten Männern aufgeteilt wurde, der täuscht. Bullough geht ein Dreivierteljahrhundert zurück, bis zur Suezkanal-Krise von 1956. Auf dieses Jahr, in dem die imperiale Administration des englischen Empires verglühte, datiert er in sardonisch schneidendem Duktus eine einsetzende juridisch-finanzielle Gesetzgebung, die Steuersparmodellen den Anschub gab, Steuerparadiese in der Karibik ermöglichte und schließlich in den letzten 20 Jahren vornehmlich russischen Kleptokraten, Oligarchen und anerkannten Gangstern den Weg bahnte. Zu Immobilien, aber auch – und das zu lesen ist beklemmend – zu hohen und höchsten politischen Entscheidungskreisen, ja selbst direkt in die Downing Street No. 10.

Oliver Bullough
Der Welt zu Diensten. Wie Großbritannien zum Butler von Oligarchen, Kleptokraten, Steuerhinterziehern und Verbrechern wurde
Kunstmann, 320 S.