Paris von seiner hässlichen Seite: zwischen unfassbarer Armut und obszönem Wohlstand.


Négar Djavadi stammt aus dem Iran, ist neben ihrer Arbeit als mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin auch Regisseurin und Drehbuchautorin und lebt in Frankreich. »Arène« (2020), nun auf Deutsch vorliegend, erhielt den Prix Millepages.

Benjamin Grossmann ist der Sohn einer Filmrestauratorin und eines alkoholkranken Regisseurs, wächst in einem Pariser Viertel auf, das von manchen in zynischem Euphemismus als Boboville betrachtet wird, in Wahrheit ist es prekär, gewalttätig, mörderisch. Dennoch schafft er es aufzusteigen, wird Europaverantwortlicher des amerikanischen Streamingdienstes »BeCurrent«, heiratet eine kaprizierte Frau, führt ein Luxusleben und wird von seinem Arbeitgeber bis ins letzte Detail seines Privatlebens kontrolliert – part of the deal. Zugeben kann er schon lange nichts mehr, am wenigsten seine Angst, seine latente Wut, den permanenten Druck. Dann passiert ihm ein kleines, alltägliches Missgeschick: Er verliert sein Handy mit einer allzu wichtigen Nummer darauf und verdächtigt einen Jungen … Die Folgen sind katastrophal. Vor allem, weil Benjamin die Schuld für seinen Fehler bei einem anderen sucht – und in seiner Selbstgerechtigkeit sofort findet.

Als die Auswirkungen von Benjamins Fehleinschätzung über eine konsequente Verästelung des Faktischen den Weg ins Internet finden, ist nichts mehr rückgängig zu machen in der Metropole, wo die einen Protz und Prunk mehren, auf der anderen Seite die Elendsquartiere unter den Brücken rasant anwachsen.

Négar Djavadi
Die Arena
Ü: Michaela Meßner
C.H. Beck, 464 S.