Hans Fallada komprimiert sein unstetes Leben gekonnt.
Wer am Tiefpunkt noch um Rat gefragt wird, muss zuvor großen Eindruck gemacht haben. So steht Hans Fallada 1946 erneut am Abgrund. In nur knapp vier Wochen verfasst er sein Meisterwerk »Jeder stirbt für sich allein« — »dieses aussichtslose Buch, ohne Jugend, ohne Hoffnung, ohne Liebe«. Danach bricht sein morphiumabhängiger Schöpfer wieder einmal zusammen. Aber auch auf der Entzugsstation kann der Süchtige das Schreiben nicht lassen.
Sohn Uli hat ihn um einen Vortrag darüber gebeten, wie er Schriftsteller wurde. Und so stellt sich Fallada die Frage: »Ist dies etwas, auf das man hinsteuert, zielbewusst, und das man dann schließlich mit Fleiß, mit Ausdauer erreicht?« Daran glaubt er selbst jedoch nicht. Von zu vielen Zufällen war schließlich die eigene Karriere geprägt: Falladas erster Erfolg »Bauern, Bomben und Bonzen« erschien 1931 nach einem unsteten Leben als Landarbeiter, Lohnschreiber und Strafgefangener.
In dieser komprimierten Lebensskizze erzählt der krisenerfahrene Autor gewohnt gekonnt auch von dem anschließenden Auf und Ab zwischen Welterfolg (»Kleiner Mann, was nun?«, Rowohlt 1932), prekärem Dichterdasein und schriftstellerischer Anpassung im Nationalsozialismus. Seine Erkenntnis: »Heute weiß ich, dass ich aus fast jedem Stoff meinen Roman machen kann. Darum ängstigt mich ein Auftrag nicht mehr, nein, ich suche dann meinen Weg, und finde ihn eigentlich immer.« Im Leben gelingt ihm das dagegen selten. Ein Jahr nach dem Schreiben dieses Texts stirbt Fallada im Alter von 53 Jahren an den Folgen seines Drogenkonsums.
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Hans Fallada
Wie ich Schriftsteller wurde
Reclam, 80 S.