In Martin Mosebachs Roman »Die Richtige« müssen mehrere Frauen an einem einzigen Künstler zerbrechen. Foto: Markus Hintzen laif 2024.
Die mondäne Reisegesellschaft ist verblüfft von der jungen Astrid, die der verregneten Kälte Venedigs trotzt und alle durch ihre selbstbewusste und offene Art begeistert. Besonders beeindruckt von ihr ist der ältere, nach wie vor sehr gefragte Maler Louis Creutz, dem durch den Nimbus seines Künstlertums schon immer sämtliche Frauenherzen zugeflogen sind. Er will Astrid unbedingt malen, doch diese wird wiederholt davor gewarnt, sich auf Creutz einzulassen. Viel zu spät bemerkt sie, dass er an ihr nicht nur als Modell interessiert ist, sondern dass er, dieses »Monstrum aus Kälte und Frechheit«, sie mit Haut und Haaren besitzen und mit ihr sein Spiel bis zum Äußersten treiben möchte.
Während der Lektüre entsteht immer wieder der Eindruck, dass Mosebach den Typus dieses alternden weißen Künstlers, durch dessen Genie alle Verfehlungen entschuldbar sind, zur Ikone stilisieren möchte. An einigen Stellen überzeichnet er den Widerling wiederum so sehr, dass es scheint, er wolle eben einen Menschen karikieren, der selbst 2025 noch die Meinung vertritt, Kunst und Macht seien nicht voneinander zu trennen. Wirklich bemerkenswert an diesem Roman ist Martin Mosebachs Fähigkeit, originelle Kürzestessays zu Themen unseres Alltags in den Verlauf der Handlung einzuflechten. Allein diese Beobachtungen über die Jagd, den Verzehr von Schokolade oder über das Fliegen sind es wert, sich auf einen der fragwürdigsten Protagonisten einzulassen, den das literarische Frühjahrsprogramm zu bieten hat.
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Martin Mosebach
Die Richtige
dtv, 348 S.