Verdichtet schreibt Hans Rauscher über Österreich und schafft die Einbettung ins große Ganze. Foto: C.Stadler/Bwag
Hans Rauscher kennt die Zustände der österreichischen Politik in- und auswendig, die jahrzehntelange Teilhabe am Politgeschehen und seine demokratische Grundhaltung führen zu einer scharfsinnigen Aufschlüsselung von früheren und aktuellen »Zeitenwenden« und deren Konnex.
Es lohne sich zu schreiben, es lohne sich vor allem kritisch und neugierig zu schreiben, über Irritationen im demokratischen System, über Schwankungen und auch über Befindlichkeiten, das nimmt Rauscher bereits im Vorwort hinweg.
Und es lohnt sich durchaus, die zehn Kapitel, so reichhaltig sie auch sein mögen, aufmerksam zu lesen. Die Erzählstruktur Rauschers hangelt sich entlang historischer Ereignisse und ist zunehmend personenorientiert; hier plaudert der »Einserkastl«-Schreiber der österreichischen Tageszeitung STANDARD auch mal aus dem Nähkästchen. Als Begleiter und vor allem Beobachter der großen Player der Zweiten Republik kommt die ein oder andere Charakter- aber auch Gesellschaftsanalyse nicht zu kurz.
Zoom In und Zoom Out: Rauscher springt von Kanzler zu Kanzler zu Bundespräsident und das ohne parteiischen Bias, widmet sich Österreichspezifika wie etwa die Hingabe an »junge, fesche, kometenhafte Aufsteiger« und Ost-West-Fragen und serviert so ein narrativ sorgsam gestricktes Tableau.
»Werdet endlich wesentlich«: Ein Plädoyer für Demokratieerhaltung, für Journalismus, nämlich für Qualitätsjournalismus, für Pressefreiheit und all das unter der Folie von einer menschlichen Fehlbarkeit der Dinge; Rauscher beharrt auf Differenziertheit in der Berichterstattung und fordert diese genauso bei den Konsument/innen ein.
Trotz weniger rosigen Aussichten, kluge Einsichten.
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Hans Rauscher
Worüber sich zu schreiben lohnt. Über die Demokratie: Erinnerungen, Gefahren und Hoffnungen
ecowing, 224 S.