Ein großartig gescheiterter Theatermacher beschreibt, welche Welt ihm die Bretter bedeuten. Foto Burgtheater: Lukas Riebling/CC BY-SA 3.0


Den ersten Job als Regieassistent verdankt Matthias Hartmann seiner Hartnäckigkeit; und der Überzeugungskraft, dass er das eh schon könne. Seinem Weg folgen wir über Inszenierungen in Provinztheatern zur ersten Intendanz in Bochum. Hauptrollen erhalten in dieser partiellen Autobiografie viele Menschen, die Theater möglich machen. Nicht nur Schauspieler/innen sind hier lange Loblieder gewidmet, sondern auch einem Bühnenbildner. Und dem Publikum. Dieses gilt dem Star-Regisseur mehr als die Theaterkritiker: »Je höher das Ranking bei den Fachjournalisten, desto weniger Zuschauer in den jeweiligen Theatern.«

Schreibt sich Hartmann warm, wie andere sich in Fahrt reden, oder kippt man immer mehr in diesen sehr persönlichen, ebenso eloquenten wie schnoddrigen Wortfluss? Immer mehr lebt man mit auf diesem mal bescheidenen, mal großartigen, sehr oft holprigen Weg vom ungelernten Dilettanten zum gefragten Großmeister, begleitet diesen Alexis Sorbas unter den Theatermachenden zu seinen großen Zeiten in Zürich und schließlich zu seiner Sehnsuchts-Endstation Wien. Als Direktor des Burgtheaters scheitert er bekanntlich nicht an der Kunst, sondern an den Zahlen – und das vermutlich großteils (hier: gänzlich) unschuldig. Die Schlussszene bringt einen wahren Deus ex Machina: den Red Bull-Fürsten Dietrich Mateschitz, der mit einem Jobangebot aus dem Hubschrauber steigt.

Hartmann inszeniert seine tragisch endende Beziehung zum Theater überwiegend als Komödie – mit so viel Liebe, dass es ansteckend wirkt.

Matthias Hartmann
Warum eine Pistole auf der Bühne nicht schießt: Ein kleiner Versuch, das Theater zu retten
ecoWing, 192 S.