Die besten Krimis für den Sommer 2023:
James Kestrel
Fünf Winter
Ü: Stefan Lux
Suhrkamp, 470 S.

Von James Kestrels Epos »Fünf Winter« ist selbst Stephen King begeistert. Foto: Maria Y. Wang
James Kestrel (das Pseudonym von Jonathan Moore, Anwalt und Romancier) wird für seinen im Herbst 2021 im Original erschienenen Roman zurecht als Schöpfer eines »gewaltigen Epos im Cinemascope-Format« gelobt. Für »Fünf Winter« wurde Kestrel, dessen Biografie sich liest wie der Plot für eine rasante Geschichte, u. a. mit dem Edgar Award 2022 ausgezeichnet.
In seinem vorliegenden Epos lässt der Autor Joe McGrady als Detective beim Honolulu PD antreten. Nach der Entdeckung eines unfassbar bestialischen Doppelmordes an einem jungen Paar im Dezember 1941 wird McGrady auf die Spur eines Tatverdächtigen angesetzt, der er bis nach Hongkong folgt. Dort gerät er unter falschen Verdacht, wird interniert und von den japanischen Besatzern als potenzieller Spion nach Japan verschleppt – in Kriegszeiten ein Todesurteil. Mithilfe des offiziellen Todfeindes entgeht McGrady nicht nur seinem Schicksal, er lernt im japanischen Diplomaten Takahashi einen noblen Menschen und überzeugten Pazifisten kennen. Nach Japans Kapitulation kehrt McGrady nach Hawaii zurück, er will den alten Fall lösen. Ab da wird es für ihn gefährlicher als im Krieg. Gerade das stille Understatement, mit dem der Autor Pearl Harbor, Hiroshima und Nagasaki zitiert, machen die Wucht dieses Buches aus, in dem auch die Frage aufkommt, wie man trotz allem ein halbwegs anständiger Mensch bleiben kann – oder eben nicht. Ein eindringlicher Roman über Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten, Liebe – und Vergeltung, in dem Wesentliches oft nur in wenigen, perfekten Zeilen zur Sprache kommt.
Die besten Krimis für den Sommer 2023:
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