Jaime Baylys toller Roman über die berühmten Literaturnobelpreisträger. Foto: Julia Juncadella


Der in Lima geborene, bisexuelle Schriftsteller und bekannte Fernsehmoderator Jaime Bayly gilt in Peru als Enfant terrible. Besonders seine TV-Interviews mit Präsidentschaftskandidaten sind ebenso Kult wie gefürchtet. Als Literat wird er der »McOndo«-Bewegung zugerechnet, die sich vom Magischen Realismus absetzt. Im Mittelpunkt seines neuen Romans »Die Genies« stehen zwei weltberühmte Literaturnobelpreisträger: der kürzlich verstorbene peruanische Autor Mario Vargas Llosa (»Die Stadt und die Hunde«,Suhrkamp) und der kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez (»Hundert Jahre Einsamkeit«, S. Fischer). Ausgangspunkt des Romans ist ein Fausthieb: 1976 verpasst Vargas Llosa García Márquez in einem Kino in Mexiko-Stadt einen Schlag ins Gesicht und ruft: »Das ist für das, was du Patricia angetan hast!« – Patricia ist Vargas Llosas Ehefrau. Was genau ist passiert? Bayly erzählt zunächst Vargas Llosas Geschichte: Der verliebt sich in das Model Susana, verlässt seine Familie – nur um später selbst verlassen zu werden und schließlich zu seiner Frau zurückzukehren. Während der Trennung reist Patricia nach Barcelona, wo sie einst mit Vargas Llosa gelebt hat, und trifft auf alte Bekannte – darunter García Márquez … Der 60-jährige Bayly verwebt Fakten und Fiktion mit Ironie und Witz. Er verklärt die Nobelpreisträger nicht, sondern zeigt sie als fehlbare Menschen, als Machos, die mit autoritären Regimen sympathisierten. Entstanden ist ein scharfsinniger, unterhaltsamer Roman – nicht nur für Aficionados!

Jaime Bayly
Die Genies
Ü: Willi Zurbrüggen
dtv, 336 S.