»Wut und Liebe«: Martin Suters neuer Roman um starke Gefühle und gute Genüss. Foto: Joël Hunn
Das muss man dem mittlerweile 78-jährigen Zürcher Martin Suter lassen. Kaum ein anderer deutschsprachiger Autor war in den letzten 30 Jahren so produktiv wie erfolgreich. Ja, seine Schreibkarriere ist noch länger, mehr als 40 Jahre. Denn er schrieb, noch als Werber, auch Theaterstücke, deren erstes, eine Dialektkomödie, 1982 uraufgeführt wurde. Nach so vielen, rund 50 selbstständigen Werken könnte man Routine konstatieren. Doch nichts davon!
Eine Beziehung zerbricht: Camilla, von Beruf Buchhalterin, will nicht nur ihren Freund, den erfolglosen Künstler Noah Bach, verlassen – sie macht es tatsächlich. Sie hat genug vom kargen Leben. In der Bar »Die blaue Tulpe« lernt Noah dann Betty Hasler kennen, eine Mittsechzigerin. Sie ist Witwe. Ihr Mann hatte sich drei Jahre zuvor wortwörtlich zu Tode gearbeitet. In der Unternehmensberatung wurde er vom Partner Pete Zaugg, so Haslers obsessiver Vorwurf, in den Tod getrieben. Sie setzt auf Zaugg ein Kopfgeld aus … was Noah, der seinerseits obsessiv Camilla zurückerobern will, reizt und zu etwas verlockt, was bisher psychologisch wie reaktiv jenseits seines Horizonts lag.
Dialogstark ist dieser dramaturgisch wie so häufig bei Suter nur bei oberflächlicher Lektüre sprachlich leichtfüßige, verführerisch süffige Roman, zudem ebenso kulinarisch wie alko-vinologisch überaus anregend. Suter hat nicht umsonst auch erfolgreiche Kriminalromane geschrieben, er versteht sich auf Überkreuz-Konstellationen und den Einbau von Falltüren und überraschenden Wendungen.
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Martin Suter
Wut und Liebe
Diogenes, 296 S.