In »Es währt für immer und dann ist es vorbei« erzählt Anne de Marcken die Reise eines weiblichen Zombies. Foto: Nina Subin
Auf das Wie kommt es an. Was vordergründig als Handlung eines B-Movies angesehen werden könnte, wird bei der amerikanischen Schriftstellerin, Künstlerin und Verlegerin Anne de Marcken zu einem viele Grenzen sprengenden literarischen Parforce-Ritt zwischen Ekel und Traumbildern, die so auch von Francisco de Goya oder Alfred Kubin stammen könnten. Die Jury des Ursula K. Le Guin Preises, den De Marcken für diesen Roman erhielt, sprach von einer leisen und gleichzeitig explosiven Imagination.
Es muss auf der Erde etwas Fürchterliches stattgefunden haben, genauer geht die Autorin darauf nicht ein: In einem heruntergekommenen Hotel versammeln sich Untote, ringsherum ist leere Stille, eine vom Vollmond beschienene, verkommene und verwahrloste Gegend, in der sich noch ein paar Lebende umhertreiben. Erzählt wird die Geschichte von einem weiblichen, namenlosen, untoten Ich, das sich auf die Suche nach einem Du begibt, angetrieben von einem unstillbaren Hunger, der nur auf bestialisch-ekelerregende Art und Weise gestillt werden kann. »Schönheit. Träume. Langeweile. Hunger. Vor allem Hunger.« Mit diesen Worten könnte man die Reise, die – wo auch immer – westwärts bis ans Meer führt, beschreiben. De Marcken lässt zwischen wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, Erinnerungen und Traumerzählungen auch Langeweile zu, bis sie im vorletzten der sieben Teile umfassenden Erzählung erbarmungslos zuschlägt, um ihre Geschichte faszinierend surreal zu beenden. Clemens J. Setz trägt mit seiner großartigen Übersetzung sehr viel zur Wirkung dieses fantastischen Textes bei.
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Anne de Marcken
Es währt für immer und dann ist es vorbei
Ü: Clemens J. Setz
Suhrkamp, 151 S.