Über »Warren Buffett und Bill Gates« ist schon viel geschrieben worden. Anthony McCartens Biographie ist dennoch keine zu viel: »Die einflussreichste Freundschaft der Welt«. Foto: privat.


Platon teilte die Menschen in drei Arten ein: weisheitsliebende, siegliebende und gewinnliebende. Anthony McCarten, Oscar-nominierter (Drehbuch-)Autor und Filmproduzent (»Die zwei Päpste«), sucht nach einer Antwort auf die Frage, ob man auch alles zugleich sein kann: Ist es möglich, als schwerreicher Mensch anständig zu bleiben? Welche Verantwortung kommt den acht reichsten Männern der Welt zu, die so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung?

Zwei davon, Microsoft-Mitbegründer Bill Gates und der Investor und Unternehmer Warren Buffett (Berkshire Hathaway Inc.), sind einander, trotz höchst unterschiedlicher Charaktere, seit 1991 freundschaftlich zugetan, was nicht nur in gemeinsamen Bridge-Spielen und McDonalds-Besuchen, sondern auch in der größten Schenkung der Geschichte resultierte: 2006 überschrieb Buffett den Großteil seines Vermögens (bis heute 39 Milliarden US-Dollar) an die von Bill Gates und seiner damaligen Frau Melinda gegründete Gates-Stiftung, die sich u.a. in der Forschung nach Impfstoffen gegen AIDS und Malaria und für die Frauenrechte engagiert. 350 Millionen US-Dollar flossen in die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs und die Eindämmung der Pandemie, was Bill Gates zur Zielscheibe obskurer Verschwörungstheorien machte. Auch die Kampagne »The Giving Pledge«, die Milliardäre dazu verpflichtet, mehr als die Hälfte ihres Erwirtschafteten für wohltätige Zwecke zu spenden, geht auf das Konto von Gates und Buffett. Die beiden Demokraten schießen ihr Vermögen nicht in den Orbit wie andere, Trump-nahe Superreiche, sondern wollen Leben auf unserem Planeten retten. Doch gibt es so etwas wie »kreativen Kapitalismus« überhaupt, dessen Profite den Armen zugutekommen sollen? Wohin steuert eine Welt, in der wenige fast alles erwirtschaften können und dürfen?

McCarten erzählt kritisch, aber wohlwollend und immer unterhaltsam von der einflussreichsten Freundschaft der Welt, die Medienberichten zufolge nach der Scheidung von Bill und Melinda Gates (die wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung ihres nerdigen Mannes zum Philanthropen hatte) angeblich zu bröckeln begann: Im Vorjahr entschied Buffett, 94, dass nach seinem Tod keine Gelder mehr an die Gates-Stiftung fließen sollten, und setzte stattdessen seine Kinder als Treuhänder einer eigenen Wohltätigkeitsorganisation ein. Dem bisher gemeinsam Erreichten tut das keinen Abbruch.

Anthony McCarten
Warren Buffet und Bill Gates. Die einflussreichste Freundschaft der Welt
Ü: Stefanie Schäfer
Diogenes, 432 S.