Gängiger Krimiplot in wunderbarer Atmosphäre


Für ihr Krimidebüt wählt die Autorin einen idealen Ort – abseits düsterer Ecken und hohler Gassen, im Gegenteil, es ist fast zu idyllisch am Rheinufer, und auch das Personal des Romans könnte auf den ersten Blick nicht liebenswürdiger sein. Aber natürlich gilt auch hier das berühmte 11. Gebot: Du sollst dich nicht täuschen.

Der Ort ist der Kleingartenverein »Am Pappelwäldchen«. Es ist eine recht bunte Schar mit recht unterschiedlichen Vorstellungen von Gartengestaltung, die sich in der Kolonie zusammenfindet – und so sehr der allgemeine Grundkonsens auf Erholung und Naturnähe zu bestehen scheint, so gut weiß man im allgemeinen auch Bescheid über wütende Fehden, die sich an nicht ordentlich gestutzten Hecken entzünden können, über Machtansprüche im Vereinsleben, sobald es um den Schrebergarten geht. Die Ich-Erzählerin Marie Busch zählt aus mehreren Gründen nicht so ganz zu den Laubenpiepern, sie allerdings Dauergast, weil ihre Tante, eine ehemalige Kunstlehrerin, fest im Verein verankert ist. Die Tante malt, Marie baut an einer Stahlskulptur, die sie am Grundstück der Tante fertigt – sofern sie nicht dazu verdonnert ist, Unkraut, pardon, Beikraut, zu rupfen und Gemüsebeete umzugraben. Marie ist eine gelungen facettierte Figur, die als Schlosserin ihr Brot verdient, erwachsene Söhne hat und einen Ehemann, den sie selten sieht. Der ist süchtig nach Marathonlauf. Dass die Autorin diese Nebengeschichte im Vagen lässt, die kriselnde Ehe nicht auserzählt, beweist literarisches Potential.

Handfest wird es Marie allerdings gleich zu Beginn, als sie im Überschwemmungsgebiet des Rheins, in unmittelbarer Nähe der Gartenanlage, eine Leiche findet. Wer die Tote ist, gibt nicht nur Marie Rätsel auf, auch wenn sie einen fürchterlichen Verdacht hegt. Ab der grausigen Entdeckung kommt das Pappelwäldchen nicht mehr zur Ruhe. Seltsame Einbrüche ereignen sich, eine Vereinsversammlung trägt auch nicht zur Beruhigung bei, und ob der neue Vorsitzende wirklich ein so genialer Verwalter der Agenden ist, ein Mann mit besten Kontakten zu Sponsoren und zur Baubranche, soll sich noch weisen. Die Polizei, vertreten durch zwei sehr unterschiedlich agierende Beamte, ermittelt in ungeahnte Richtungen, die Marie nicht aus einer misslichen Lage entlassen. Es soll nicht bei einer einzigen Leiche im Umfeld der Schrebergärtner bleiben. Auch wenn die Auflösung der gesamten Geschichte nicht ganz überzeugt, die Cops etwas zu sehr bad guy und good guy sind – die Pappelwäldler sind hinreißend gezeichnet und mit einer Prise von hinterfotzigem Witz angereichert.

Ina Stein
Die Kirschen in des Mörders Garten
emons, 304 S.