Für alle, die hin und wieder an Verflossene denken, sagt der Klappentext von Fee Zschockes Buch »Er oder ich. Männergeschichten«. Die Idee dahinter ist wahrlich genial: Man nehme zehn Ex-Geliebte, lasse sie vor laufendem Tonbandgerät einmal tief in die gemeinsame Geschichte eintauchen und setze dann seine schon zuvor verschriftlichte eigene Perspektive davor, die die Ex-Männer erst nach ihrem vollzogenen Part lesen dürfen. Heraus kommen so mitreißende wie erschütternde Doppelbilder vergangener Lieben. Längst vergangen sogar, das Buch erschien schon 1980 im März-Verlag und es ist kein Wunder, dass die neuen-alten Verleger/innen sich entschlossen, den damaligen Bestseller (es verkauften sich bis heute 150.000 Exemplare) mit einer Einleitung von Barbara Kalender höchstpersönlich und einem Nachwort von Jovana Reisinger zu versehen und neu aufzulegen. Denn vor allem die männlichen Sichtweisen der Dinge sind äußerst aufschlussreich und spiegeln eine Menge von dem Bild dieser »emanzipierten« Journalistin in den Sechzigern und Siebzigern, hin- und hergeworfen zwischen dem traditionellen und dem alternativen Lebensentwurf einer jungen Frau, und stehen damit gar nicht so sehr im Kontrast zum heutigen Frauenbild, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Die heute 80-jährige Fee Zschocke würde ich liebend gerne fragen, wie sie die Männer denn bitteschön dazu gebracht hat, so frei von der Leber weg ihr Liebesleben, ja sogar ihr tiefstes Seelenleben vor uns auszubreiten (bis auf einen, der nicht wollte und die Geschichten von runden zehn auf neun reduziert), und vor allem, wie sie bei diesen teils desaströsen Liebschaften über all die Jahre zwischen 16 und 40 die Hoffnung nicht verlieren konnte. Die Empfehlung auf der Rückseite des Buches würde ich ausweiten: Dieses Buch ist für alle, die Liebe erfahren haben, und perfekt, um die Realität dieser Liebe – zwei Welten, die mit Wucht aufeinanderprallen – auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.