Ob Belangloses im Stadtraum, Unnützes oder Objekte, die nicht mehr verwendet werden: In Büchern erhält das Ausrangierte und Unbemerkte die verdiente Aufmerksamkeit.
Der italienische Architekturhistoriker und –theoretiker Vittorio Magnago Lampugnani streifte in europäischen Städten umher und begab sich auf die Suche nach jenen Dingen, die diese Städte sowohl charakterisieren als auch verschönern. All das, was ihm dabei bemerkenswert erschien, hielt er in seinem Buch »Bedeutsame Belanglosigkeiten« fest, ordnete seine Beobachtungen in Mikroarchitekturen wie z.B. Kioske, Telefonzellen oder U-Bahn-Eingänge, dann in Objekte, damit meint er unter anderem Denkmäler, Brunnen oder Abfallkörbe und schließlich in Elemente, zu denen er Schaufenster, Einfriedungen oder Bürgersteige und noch vieles mehr zählt. Das sind keine oberflächlichen Beobachtungen, er geht den Dingen auf den Grund, erforscht ihre Anfänge und hält dabei fest, wie sich die Funktionen im Laufe der Geschichte verändert haben. Besonders reizvoll ist es dabei, mit Lampugnani zu erkennen, wie man in den europäischen Metropolen ähnlich oder ganz verschieden baute, gestaltete und benannte. Kleine, liebevoll ausgewählte Schwarzweiß-Fotos unterstützen seine Ausführungen stimmungsvoll.
Wenn Schweizer komisch werden, kann es schon sein, dass man im übrigen deutschsprachigen Raum damit Schwierigkeiten hat. So gab der einschlägig mehrfach ausgezeichnete Komiker Ursus Wehrli unter dem Titel »Unnütze Dinge« einen »Katalog von Sachen, die niemand braucht, und trotzdem keiner will« heraus. Laut Selbstaussage sucht er dabei den Sinn im Unsinn, versucht die Perspektive zu ändern oder gegebene Umstände zu hinterfragen. Witzig kann man am Vorwort finden, dass er Worte, die sich ohnehin von selbst ergeben würden, weglässt. Einigermaßen herausfordernd sind dann im Folgenden Dinge wie das bodenlose Glas, Bücher ohne Vokale oder der Schatten zum Ausrollen.
Vom Witz zur Nostalgie: Margret Ribbert konzentriert sich als Ausstellungskuratorin und Buchmacherin auf Dinge, die »Ausser Gebrauch« gekommen, die im sich wandelnden Alltag vergessen worden sind. Sie konnte dabei auf über 300.000 Objekte aus den Beständen des Historischen Museums Basel zurückgreifen, wo auch eine Ausstellung darüber zu sehen ist. Ribbert gibt zu bedenken, dass es nicht nur um das Verschwinden von Dingen geht, sondern auch um den Verlust von Verhaltensweisen, Erscheinungen des alltäglichen und festlichen Lebens. Im Haushalt, in der Hygiene, in der Mode und noch auf vielen anderen Gebieten hat der Zeitenwandel unzählige Dinge hinter sich gelassen. Beschränkung und Konzentration war daher bei der Auswahl angesagt. Vieles wird abgebildet, alles knapp und präzise besprochen.
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Vittorio Magnago Lampugnani
Bedeutsame Belanglosigkeiten
Wagenbach, 304 S.
Ursus Wehrli
Unnütze Dinge
Kein & Aber, 120 S.
Margret Ribbert, Historisches Museum Basel (Hg.)
Ausser Gebrauch
Christoph Merian, 224 S.