Zwischen Kritik und Bewunderung: Walter Isaacsons neuste Biografie aus dem Technologiebereich widmet sich Elon Musk.


Diese Person lässt wohl niemanden kalt. Die einen staunen, was ein Mensch in seinem Leben aus eigenem Antrieb und mit entsprechender Risikobereitschaft alles schaffen kann; die anderen sind erschüttert, wie ein Mensch mit brutaler Härte, Rücksichtslosigkeit und übersteigertem Selbstvertrauen der Welt seinen Stempel aufdrücken kann. Musk ist jedenfalls der weltweit vermögendste Mensch, er hat reihenweise Unternehmen (mit-)gegründet (etwa PayPal), besitzt bzw. leitet Weltkonzerne wie Tesla, SpaceX oder X (vormals Twitter) und ist ein Vorreiter in weiteren Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, Verknüpfung des menschlichen Gehirns mit Computern oder Überschallverkehr.

Grund genug für den US-Autor Walter Isaacson, der u. a. CNN oder TIME MAGAZINE geleitet hat und zahlreiche Biografien im Technologiebereich verfasste, sich die Person und den Lebensweg Musks genauer anzusehen. Das Ergebnis ist ein mehr als 800 Seiten dicker Wälzer, vollgefüllt mit Fakten und Zitaten von Musk und unzähligen Zeitgenoss-, Mitstreiter-, Kritiker- und Gegner/innen. Das beginnt bei der Kindheit und Jugend, die Musk in Südafrika verbracht hat und wo er vom Vater gedemütigt und von Mitschülern gemobbt wurde, geht über die Emigration nach Nordamerika und die ersten Firmengründungen und reicht bis in die unmittelbare Gegenwart – die Übernahme und der Umbau von Twitter in X. Immer wieder erlauben Isaacsons Schilderungen einen Blick hinter die Kulissen – zumindest soweit dies öffentlich einseh- und nachvollziehbar ist.

Mit persönlichen Wertungen hält sich Isaacson weitgehend zurück, und wenn, dann wechseln sich kritische Töne mit bewundernden ab – da ist etwa von »gefühllos«, »fieberhaft«, »zwanghaftes Zur-Rettung-Eilen« oder »absolute Kontrolle« die Rede. Am Ende des Buches fragt der Autor: »Entschuldigen Kühnheit und Selbstvertrauen, die ihn zu Höchstleistungen anspornen, sein schlechtes Benehmen, seine Kaltschnäuzigkeit, seine Rücksichtslosigkeit?« Seine Antwort lautet: »Nein, natürlich nicht.« Man könne die guten Eigenschaften eines Menschen bewundern und die schlechten beklagen, meint er. Und stellt im gleichen Atemzug fest, dass die einzelnen Stränge miteinander verwoben seien. »Mit Schwächen behaftet sind, wie Shakespeare uns lehrt, alle Helden.«

Nun, darüber kann man lange diskutieren. Unabhängig davon ist Isaacsons Musk-Biografie aber eine gute Gelegenheit, um zu verstehen, wie es zuging, dass unsere Welt und unser Leben in den Griff einiger weniger Großkonzerne gelangen konnte.

Walter Isaacson
Elon Musk. Die Biografie
C. Bertelsmann, 832 S.