Umfassende Schilderung seines korrupten Geflechts der 1970er und 80er Jahre


Zwei Alfa Romeos mit bewaffneten Soldaten begleiten einen Fiat auf der Fahrt nach Milano. Sie schützen beschlagnahmte Unterlagen aus dem Büro des Unternehmers Licio Gelli: Zig versiegelte Umschläge offenbaren geheime Verträge immenser Tragweite zwischen ranghöchsten Vertretern der Politik, Wirtschaft, Medien, Militär, Polizei und Mafia – Mitglieder der Freimaurerloge Propaganda Due (P2). Das Gedächtnisprotokoll zur Durchsuchung von Gellis Büro 1981 ist in »Geheimsache Italien« nachzulesen, auch seine Folgen: Die Regierung stürzt, die Krise der P2 hingegen währt nur kurz. Ehemalige Mitglieder werden auch in den Folgejahren aktiv sein – z. B. Mitgliedsnummer 1816: Silvio Berlusconi.

Giuliano Turone, als Staatsanwalt damals mit Ermittlungen gegen P2 betraut, bündelt Protokolle wie dieses und andere juristische Quellen zu einer umfassenden Schilderung eines korrupten Italiens der 1970er und 80er Jahre. Er beschreibt, wie die Angst vor einer erstarkenden Partito Comunista Italiano auch die USA verleitete, rechte und mafiöse Kräfte in Italien zu stärken. Und er führt uns sicher durch ein schier undurchschaubares Geflecht von Fakten und Lügen, Namen und Schlüsselereignissen, wie die Ermordung von Ministerpräsident Aldo Moro und der Anti-Mafia-Richter Borsellino und Falcone. Wie eine Obsession tauchen die Männer der P2 immer wieder auf: Die Ermittlungen gegen die neofaschistischen Täter behinderte niemand Geringerer als Licio Gelli. Ein Sachbuch, das auch ein Thriller ist, empfehlenswert wie verstörend!

Giuliano Turone
Geheimsache Italien. Politik Geld Verbrechen
S. Marix, 416 S.