Neue Bücher über körperliche Aktivitäten, die inspirierend für den Geist und die Seele und leistungssteigernd für den Körper sind. Aber auch beruhigend, ausbalancierend und heilend. (Foto: Servus/The FlyFisherUpdated, Gestalten, 2020).
Ist Tennis jetzt eine Unterabteilung der Neurobiologie? Fußball ein Fall für Gehirnforscher? »No sports« lautete ein fälschlich Winston Churchill zugeschriebenes Zitat. Schon Goethe schrieb: »Was du dir abläufst auf dem Schuh, das fließt dir geistig doppelt zu.«
Das zeigt Frieder Beck, Sportwissenschaftler und 13 Jahre lang Coach des deutschen Ski-Freestyle-Nationalteams. Bewegung macht schlau – der Titel ist das Fazit, das auf mehr als 300 Seiten eindrucksvoll belegt, ausgeleuchtet und nachgewiesen wird. Breit und tiefgehend ist das Wirkungsspektrum sportlicher Betätigung. Beck präsentiert erstaunliche Studien und Testergebnisse, die belegen, wie stark motorische Bewegung plus Kräftigungsübungen eine größere aerobe Leistungsfähigkeit befördern. Das heißt: mehr Sauerstoff im Blut ist gleich höhere Konzentration. »Transfereffekt« heißt das. Kinder vor der Erledigung schriftlicher Hausaufgaben herumtoben lassen, verheißt: Sie werden mehr vom Lernpensum behalten. Beck behandelt erhellend detailreich Themen wie Ausschüttung von Glückshormonen, Fehl-Ernährung, Ausdauer und Frust über die eigenen sportlichen (Minder)Leistungen. Das Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften konnte bei 100 Erwachsenen belegen: Am besten lernt man Polnisch, während man auf einem Hometrainer radelt oder durch den Wald joggt. Was heißt: Becks Buch liest man wohl am besten auf dem Laufband. Oder beim Wandern in den Bergen.
Orte der Lebenskraft? Die in Österreich einzig adäquate Antwort darauf lautet: die Berge. Gesundheit liegt buchstäblich vor der Hausschwelle. Ulrike Köstler zeigt in »Lebenskraft«, wie sehr, wie tief, wie umfassend die Alpen Kraft geben. Und heilen, auch präventiv. Das ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Nicht nur aufgrund der Luft, beispielsweise bei asthmatischen und anderen Atemwegserkrankungen. Sondern Bewegung ist erwiesenermaßen ein scheinbar harmloses, jedoch ganzheitlich anschlagendes Antidepressivum und ersetzt manchmal gar die Osteopathie. Auch auf Emotionen wirken sich die Berge aus. Wandern stärkt Zusammenhalt und festigt Paarbindungen.
Sind Sie auch gerade so müde wie ich, träge und matt? Dagegen hat die praktische Wiener Ärztin Doris Eller-Berndl etwas. Nämlich Anregungen, Vorschläge, Ideen. Eine große Auswahl findet sich in ihrem neuesten Buch. Wie viel Energie wollen Sie? Auf 144 Seiten finden sich hier zahlreiche physiologische Erklärungen, wieso etwa die beste Energiequelle Licht ist – noch besser ist Bewegung im Freien. Wie lichtabhängig der Hormonhaushalt ist. Was es mit Bakterien auf sich hat, mit Waldbaden, mit gesunden Schlafrhythmen und schädlicher Schlafkürze, mit Glückshormonen und einer passgenau auf die Jahreszeiten abgestimmten Ernährung.
Mit dem Engländer Reginald C. Shaw lässt sich ein nostalgischer Ausflug auf zwei Rädern unternehmen. Denn nun liegt sein Erfolgstitel von 1953 »Teach Yourself Cycling« auf Deutsch vor. Als Shaw sein Buch schrieb, war er Sekretär des ältesten Radel-Vereins der Welt, dem Cyclists’ Touring Club, heute »Cycling UK«. Fahrräder sind seit 150 Jahren beliebt und ließen sich auch besingen. Der Chilene Pablo Neruda, Thomas Bernhard, Günter Grass und F. W. Bernstein bedichteten sie. Das Ästhetische ist heute in den Hintergrund getreten, überschattet von spektakulären Dopingskandalen. Wie Radfahren ging und geht, das ist bei Shaw angenehm verständlich nachzulesen. Dass es damals Kapitel gab, die heute Ausgestorbenem gewidmet sind, der »Souveränität im Straßenverkehr« etwa, dem »Campingkodex«, macht das Werk doppelt sympathisch.
Ein mitreißendes Passionsporträt ist der großartig bebilderte Band »Der Fliegenfischer«. Wer danach Angeln abtut, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn Fliegenfischen ist eine Kunst. Deshalb heißt das Kapitel nach Theorie und Praxis und den Grundausstattungselementen: »Kunst des Werfens«. Danach werden Fischarten porträtiert und große Fliegenfischer sowie Angelgründe auf allen Kontinenten, in Japan, in Bolivien, in Kanada, auf der russischen Halbinsel Kamtschatka und in Oberösterreich. Am Ende der sehr lehrreichen 240 Seiten stimmt man dem Motto des US-amerikanischen Wildwesterzählers und leidenschaftlichen Fliegenfischers Zane Grey vorbehaltlos zu: »Wenn ich nur angeln würde, um Fische zu fangen, hätte ich meine Angeltouren längst aufgegeben.«
Wer sich nicht nur am Rand des Wassers tummeln will, sondern auf dem Wasser, der wage sich mit Beate Egger, Diplom-Yogalehrerin aus Villach, und dem Grazer Fitnesscoach Philipp Moser fürs Yoga auf das SUP-Board. Stand-up Paddling ist ja seit einigen Jahren ausnehmend populär. Der stupende Effekt bei SUP-Yoga, Yoga auf dem Board, ist: Dabei werden viel mehr Kalorien als am Festland verbrannt, Koordination und Tiefensensibilität gestärkt. Mittels instruktiver Fotografien wird klar vermittelt, dass dies ein großartiger Ausgleich ist, Entspannung und fließende Denk-Körper-Bewegung. Wie sang noch mal die Schweizer Elektropopband Yello? »Move Dance be Born.«
Die Bücher:
Frieder Beck, „Bewegung macht schlau. Mentale Leistungssteigerung durch körperliche Aktivität“ (Goldegg), 320 S.
Ulrike Köstler, „Lebenskraft. Wie uns die Alpen gesund, glücklich und jung halten“ (Bergwelten), 200 S.
Doris Eller-Berndl/Eva Komarek, „Der Energie-Code. Mit dem richtigen Lebensrhythmus zurück zur inneren Stärke“ (Kneipp), 144 S.
Reginald C. Shaw, „Radfahren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ (HarperCollins), 208 S.
Blumentritt, Strüben, Funk, Klanten (Hg), „Der Fliegenfischer. Das Wesen und Wesentliche des Fliegenfischens“ (Servus), 256 S.
Beate Egger/Philipp Moser, „Yoga auf dem SUP“ (Delius Klasing), 144 S.