René Aguigahs Buch über James Baldwin ist viel mehr als die biografische Nacherzählung eines Lebens, das arm und schwarz begann und sich in einer rassistischen und homophoben Gesellschaft zu einer Ikone erhob. Foto: privat


René Aguigah wurde in Würzburg geboren, studierte Geschichte, Philosophie und Journalistik in Bochum und Dortmund. Der gefragte Kulturjournalist, der u. a. für taz, FAZ, Frankfurter Rundschau seine geschliffenen Beiträge verfasste, wurde 2002 Redakteur beim WDR-Hörfunk, später bei der Zeitschrift »Literaturen«. Heute leitet er das Ressort Literatur von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur, wo er seit 2010 arbeitet. Er ist ausgewiesener Kenner des Werks von James Baldwin, das die Grundlage für Aguigahs Projekte und Forschung zu Rassismen in gesellschaftlichen Strukturen wie in subtilen zwischenmenschlichen Beziehungen bildet.

Dem vorliegenden Porträt des großen Autors James Baldwin bestätigt der Verlag Eleganz, was sich nur unterschreiben lässt, darüber hinaus gelingt es René Aguigah souverän, was er in seinem aufschlussreichen und kompakten Vorwort skizziert: James Baldwin als Figur, als Autor, Essayisten, umworbenen Redner, als Person seiner Zeit zu lesen – und ihm Fragen aus der Gegenwart zu stellen. Aguigah schönt nicht, verschweigt nicht, er tritt gewissermaßen als Zeuge des Zeugen auf, bringt Aspekte ein, welche die zentraleuropäische Sicht auf die Zeiten von Gewalt und Blut, die bis heute nicht vorbei sind, bislang weitgehend ausgeblendet hat. Am 2. August 2024 wäre James Baldwin 100 Jahre alt geworden. René Aguigah legt mit seinem Porträt dieser wieder entdeckten, teilweise recht eigenartig auch popkulturell vereinnahmten Ikone mehr vor als ein biografisches Andenken – es ist ein must read.

René Aguigah
James Baldwin. Der Zeuge. Ein Porträt
C.H.Beck, 233 S.