Koje, Falle, Liegestatt: eine Kulturgeschichte des Bettes und wie man sich bettet.


»Was – was ist? / Ach so. Heute ist Sonntag. Da kann ich noch liegen. / Mit den Schultern kuscheln. Mich ans Kopfkissen schmiegen«, schrieb Kurt Tucholsky in seinem Gedicht »Sonntagsmorgens, im Bett«.

Geschlafen wird immer. Zu allen Zeiten. Manchmal tief, manchmal weniger tief. Über den geliebten Schlaf, das Schlummern, gepflegtes Dösen oder distinguiertes Im-Bett-Liegen ist seit Jahrhunderten geschrieben worden. Übrigens auch im Bett. Letzteres praktizierten Heine und Proust, Mark Twain und Walker Percy, John Milton und René Descartes. Michail Glinka komponierte im Bett, auch Gioacchino Rossini. Winston Churchill diktierte als Kriegs-Prime-Minister ab 1940 Briefe vom Bett aus.

Die Londoner Archäologin und Ex-Chefredakteurin des Onlinemagazins »Archaeology Worldwide« Nadia Durrani und der aus England stammende Brian Fagan, seit 1967 Professor für Archäologie in Santa Barbara/USA, beugen sich über Bettgeschichte und -geschichten, als sehr privater Ort bis zur Kunstperformance, von Lust über Geburt bis Tod, von Träumen zu Schreinerkunst und auch Schlafpositionen. Noch bis ins Rokoko wurde in Adelsbetten mehr hockend denn liegend geruht. Besonders aufschlussreich lesen sich die Ausführungen über die ur- und frühzeitliche Weltgeschichte des Betts, den Wandel von Privatsphäre, Kopflehnen, Polster, Materialien, Hygiene, Belichtung, Belüftung.

»Ich schlafe nie nachmittags. Außer, wenn ich vormittags in einem österreichischen Amt zu tun hatte«, ätzte Karl Kraus. Der Rest dürfte Bett-Schweigen gewesen sein.

Nadia Durrani, Brian Fagan
Was im Bett geschah. Eine horizontale Geschichte der Menschheit
Reclam, 272 S.