Das brisante Thema »Sterbehilfe« verpackt in einem spannend inszenierten Roman.
Max Keller, Allgemeinmediziner und Internist, verhilft der Frau, die ihn einst als Kind aufgenommen hat und die der wichtigste Mensch in seinem Leben ist, auf ihren dringenden Wunsch hin zu einem sanften Tod. Sie hat das fortgeschrittene Stadium der Alzheimerkrankheit erreicht und bereits vor Jahren verfügt, dass Max ihren Tod herbeiführen solle, sobald sie nicht mehr sie selbst sein würde. Es ist ihm bewusst, dass er durch diese Tat mit dem in Deutschland geltenden Gesetz in Konflikt kommen wird.
Diese von der ersten bis zur letzten Seite spannungsgeladene Geschichte erzählt nicht nur von den Folgen dieses Todes, sondern auch die lange Geschichte davor. Max und der Staatsanwalt Jonas van Loon, der sich wider alle Vernunft des Falles annimmt, sind uralte Freunde, sie haben eine ganz besondere Verbindung zueinander, wenn auch das Leben sie an unterschiedliche Ufer gespült hat.
Markus Thiele, Schriftsteller und Rechtsanwalt, der die zahlreichen Facetten der Gerichte von vorderster Front und als Mitspieler kennt, erzählt die Geschichte mehrerer und unterschiedlicher Menschen. In jedem Kapitel wechselt er die Zeitebenen und durchschifft die Jahre von den späten 1970ern bis in die Gegenwart. Es geht hier um persönliche Lebensentwürfe genauso wie um die Themen Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Gesetz, Selbstbestimmung und Würde. Und die brennende Frage, was Recht und Unrecht sind. Thiele verpackt all dies ohne Schwere und ohne Wertung in einem rasanten und tiefgängigen Roman, der das Thema Sterbehilfe umfassend beleuchtet. Und dabei Nachhall erzeugt und zur Diskussion anregt.
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Markus Thiele
Die sieben Schalen des Zorns
Benevento, 400 S.