Ein Roman, der kaum an Skurrilität und Einfallsreichtum zu überbieten ist und eine Hommage an das Theater darstellt. Foto: Elizabeth McCraken
»Dies ist die Geschichte der Dramatikerin Edith Holler, angereichert mit zahlreichen ihrem Leben, ihren privaten Aufzeichnungen und ihrer Sammlung von Pappkartontheatern entlehnten Illustrationen.«
So führt Edward Carey den Roman ein und stellt zur Orientierung für das p.t. Publikum auch eine Liste der Spieler/innen – dramatis personae – bei. Der Theaterwissenschafter publiziert neben Romanen auch eigene dramatische Werke und hat renommierte Prosawerke für die Bühne adaptiert. Das Theaterfieber hat den gebürtigen Briten, der in den USA lebt und an der University of Texas lehrt, schon früh befallen, ebenso wie der Hang zu einem besonderen Aspekt des Dramatischen: Er hat eine definitive Vorliebe für das Groteske, Gruselige, Seltsame. Diese Schiene bearbeite er souverän im vorliegenden Titel – und vielleicht fließen in diesen Text auch Erinnerungen an das Kabinett von Madame Tussauds ein, wo Carey als junger Mann arbeitete. Über die Genese des Romans berichtet der Autor im Nachwort, nur so viel: Edith Holler ist mit Sicherheit eines der besten Ergebnisse, die im globalen Lockdown entstanden sind, ausgesprochen gefinkelt angelegt und ohne jeglichen Tagebuch-Sermon jener unerquicklichen Zeit. Die beeindruckende Heldin ist ein 12-jähriges Mädchen, das Anfang des 20. Jhdts. in Norwich lebt – und zwar im Theater ihres übermächtigen Vaters. Edith lebt nicht nur im Theater – sie lebt das Theater, und zwar gegen alle Widerstände. Und die sind nicht gering. Tipp: Neben der Lesebrille auch eine Papierschere bereithalten!
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Edward Carey
Edith Holler
Ü: Cornelius Hartz
C.H. Beck, 428 S.