Die Stabilität, gar Konsistenz demokratischer Systeme wird aggressiv von Autokratien bedroht. Foto: Matthew Burch Photography


Der ehemalige britische Diplomat und Agent Christopher Steele, der sich als liberal und patriotisch bezeichnet, hatte privilegierten Zugang zu Geheimdienstquellen. Kurz vor und nach dem Kollaps des Sowjet-Imperiums hielt er sich in Moskau auf und konnte das Land aus unmittelbarer Nähe genau kennenlernen. In einer autobiografischen Skizze stellt er dar, wie bei ihm persönliche und berufliche Präferenzen konvergierten. Er quittierte den Staatsdienst vorzeitig, um dann mit seiner Privatfirma »Orbis« Recherchen und Beratungen für diverse Auftraggeber durchzuführen. Aufgrund seiner Kontakte, die ihn kontinuierlich über den Wandel der russischen Regierung zur autokratischen Kamarilla um Präsident Wladimir Putin informierten, berichtet er nun als engagierter Zeitgenosse »ungefiltert« über erschreckende Details und beunruhigende Tendenzen in der harschen Konkurrenz um die politische Hegemonie. Sein Polit-Thriller »Trump, Russland und der globale Kampf um Demokratie« erweist sich als schockierende Analyse westlicher Schwächen und Ignoranz, ein Klima, in dem gefährliche Bedrohungsszenarien entstanden. Wahlmanipulationen wie 2016 in den USA zugunsten von Donald Trump, Korruption eigener und westlicher Politiker und andere Komponenten beschreibt er als russische Langzeitstrategie. In differenzierten Abwägungen der Kräfteverhältnisse, auch in Bezug auf China, bleibt Christopher Steele mäßig optimistisch für die Zukunft demokratischer Werte. Er ist ein kluger Beobachter des Zeitgeschehens. Seine seriösen Einsichten sollten nachhaltig Beachtung finden.

Christopher Steele
Ungefiltert. Trump, Russland und der globale Kampf um Demokratie
C.H.Beck, 337 S.